Therapie: Laura schwimmt bald mit Delfinen
Das achtjährige Mädchen ist seit der Geburt halbseitig gelähmt. Im Oktober wird sie nach langer Wartezeit eine Therapie in Spanien beginnen.
Krefeld-Kempener Feld. Laura Schaap ist ein glückliches Kind. Die Achtjährige liebt es, mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern Fahrrad zu fahren, Eis zu essen und die Tiere im Zoo zu streicheln. Auf den ersten Blick wirkt Laura wie jedes andere Mädchen auch. Doch der Eindruck täuscht.
Das Kind mit den kurzen Haaren und den blauen Augen ist von Geburt an halbseitig gelähmt, kann nur Laute von sich geben. Immer wieder bekommt sie epileptische Anfälle, kann ihren Speichelfluss nicht kontrollieren und muss sich übergeben.
Seit ihrem sechsten Lebensmonat hat sich Laura geistig nicht mehr weiterentwickelt. „Sie kann nicht richtig trinken und essen, weil ihre Mundmotorik stark angegriffen ist“, sagt Lauras Mutter, Melanie Schaap.
Mittlerweile hat Laura eine Magensonde bekommen. Dass sie überhaupt noch lebt, ist ein Wunder. Schon während der Geburt erlitt sie im Mutterleib mehrere Hirninfarkte mit starken Hirnblutungen. Die Ärzte hatten sie schon fast aufgegeben. „Nach drei Monaten hat sie sich aber wieder aufgerappelt“, sagt Schaap, die mit Laura und deren Geschwistern Nico und Dominik zusammenlebt. Unterstützt wird die 26-jährige Mutter von ihrem Lebensgefährten René.
Aufgrund der Lähmung fehlt Laura jegliche Art der Feinmotorik. Seit fast zwei Jahren geht sie auf die Körperbehindertenschule in Traar und fängt an, Mathematik und Deutsch zu lernen. Demnächst wird sie erste Reitstunden bekommen. Kurze Strecken kann die Achtjährige laufen, für längere Wege ist sie auf einen Rollstuhl, oder ihr Therapiefahrrad angewiesen.
Um die Motorik weiter zu trainieren, hatte ihre Mutter sie vor sieben Jahren für eine Delfintherapie angemeldet, aber nie einen Termin bekommen. Jetzt hat das lange Warten endlich ein Ende.
Anfang Oktober wird Laura mit ihrer Familie für eine Woche nach Spanien reisen und in Alicante eine Therapie machen. Das Geld hat das Bockumer Königshaus auf dem Schützenfest 2009 gesammelt, insgesamt 2260 Euro. „Ich hätte das Geld nie selbst aufbringen können“, sagt Melanie Schaap.
Auch wenn Laura noch nicht genau weiß, was sie in Spanien erwartet, ist sie schon jetzt begeistert, sagt die Mutter. „Wir haben sie schon darauf vorbereitet und sie würde am liebsten sofort los.“
Vor Ort wird Laura von Sprachtherapeuten und Krankengymnasten betreut. „Meine ganz großen Hoffnungen stelle ich zurück“, so Melanie Schaap. „Ich hoffe einfach nur, dass sie etwas aufnahmefähiger wird.“
Bereits mit 17 Jahren wurde Melanie Schaap mit Laura schwanger. „Das war ein Stoß ins kalte Wasser“, erinnert sie sich. „Meine Mutter hat mich sehr unterstützt.“
Heute kann sich die dreifache Mutter kein Leben mehr ohne ihre Kinder vorstellen. „Ich denke einfach positiv und bin sehr zufrieden mit dem, was Laura kann. Sie gibt so viel Liebe und über Gesten können wir ganz normal mit ihr kommunizieren.“
Einzig von den Ärzten fühlt sich die junge Mutter allein gelassen. „Keiner kann uns sagen, wie wir die Epilepsie behandeln können. Die Ärzte schicken uns ohne Hilfe wieder nach Hause.“ Seit ihrer Geburt schläft Laura mit ihrer Mutter und deren Lebensgefährten im Bett, um während ihrer Anfälle nicht alleine zu sein.
„Wir kriegen zum Glück bald ein Überwachungsgerät, so dass sie auch wieder in ihrem eigenen Bett schlafen kann.“