Werkkunstschule: Das Ende einer kreativen Ära
Die ehemalige Institution steht zum Verkauf.
Krefeld. Eigentlich war der Auszug der Fachhochschule vor etwa zwei Jahren bereits das Ende der über hundertjährigen Tradition, aber wenn das Gebäude der früheren Werkkunstschule (WKS) an der Petersstraße jetzt im neuen Bebauungsplan zur Disposition steht, wird auch auf dem Papier deutlich, dass kreatives Design in der Innenstadt keinen Platz mehr hat. Keine "kommunalaufsichtlichen Bedenken" hat nun auch die Bezirksregierung gegen den Verkauf des Gebäudes.
Der Technik eine Gestalt zu geben, war das Anliegen der Gründer der "Krefelder Kunstgewerbeschule" im Jahr 1904. Die erste Ausstellung hieß "Linie und Form". Dieses Ziel ist heute noch Devise des Fachbereichs Design der Hochschule Niederrhein.
Nach und nach wurde das Gebäude hergerichtet, im Jahr 1961 entstanden Hörsaal, Ausstellungsflächen und weitere Unterrichtsräume, die mit einer beachteten Ausstellung "Unsere Wohnung formt den Menschen" eröffnet wurden. Träger der WKS, wie sie in Krefeld genannt wurde, war die Stadt. Die Lehrer, wie an anderen Schulen auch, waren Landesbedienstete.
In den "berühmten" WKS-Zeiten mit bis zu 300 Studenten, vor allem als der Architekt F. G. Winter die Schule leitete, wurden gelehrt: Architektur, Innenarchitektur, angewandte Malerei, Glasmalerei und Mosaik, Metall, Keramik, angewandte Grafik freie Grafik, Gewebe, Industrieform, Foto.
Diese kreativen Zeiten, in denen die Studenten auch das Stadtbild bevölkerten, waren unbeabsichtigt zu Ende, als das Land Nordrhein-Westfalen die Fachhochschulen einführte und die Werkkunstschule ebenso zerschlug wie die legendäre Textilingenieurschule. Dafür übernahm das Land das Gebäude von der Stadt, die es übrigens vor einem Jahr zum Abgabepreis von 255 000 Euro wieder zurückbekam.
Mehrere Fächer wurden ausgegliedert, freie Grafik oder Architektur gab es in Krefeld ebenso nicht mehr wie Textilentwurf oder andere mit der Stadtgeschichte eng verbundene Lehrinhalte. Dafür entwickelte der Fachbereich Design andere Schwerpunkte, die nun am Frankenring zu Hause sind.
Wenn aber das Haus der alten WKS abgerissen oder umgebaut wird, geht langsam die Erinnerung an eine Institution verloren, die lange Jahre Geschmack bestimmende Gestalter hervorbrachte.