Schwimmkurse Krefeld: Das Wasser hat vielen Schwimmschülern gefehlt

Bockum · Die Corona-Pase ist vorbei: Im Badezentrum Bockum gibt es wieder DLRG-Schwimmkurse.

Schwimmtrainer Svenja Schlönkes (v.l.), Kevin Hamm und Anabel Freis von der DLRG Ortsgruppe Bockum beim Schwimmkurs mit den Kindern im Badezentrum.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Das Wasser rauscht am Beckenrand. Die Oberfläche ist glatt im fast menschenleeren Badezentrum. Vereinzelt sind Stimmen zu vernehmen, doch im Grunde herrscht Ruhe. Die Luft ist annähernd 30 Grad warm, was das Tragen des Mund- und Nasenschutzes auf Dauer zu einer lästigen Pflicht macht. Dennoch stehen die Ausbilder der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) dort mit aufgezogener Maske und warten auf ihre Schüler. Die eine Gruppe ist gerade fertig, die nächsten sechs Kinder tröpfeln nach und nach hinein. So wird das den ganzen Abend gehen, über mehrere Stunden, jeden Donnerstag.

„Dass wir wieder anfangen,
ist ganz wichtig“

Es geht wieder weiter mit den Schwimmkursen. Die Corona-Pause endete mit dem Finale der Sommerferien. Die Kinder sollen zurück ins Wasser, das war ein ernstes Anliegen nicht nur der DLRG gewesen in den vergangenen Monaten. Es soll keine wertvolle Zeit verloren gehen in der Ausbildung, bei der Gewöhnung an und der Bewältigung des flüssigen Elements. „Wir wollen nicht in den Bereich kommen, dass mehr Kinder nicht mehr schwimmen können“, sagt Frank Zantis, Sprecher der DLRG-Ortsgruppe Bockum, die zusammen mit ihren Kollegen aus Uerdingen und Krefeld das Training wieder anbieten. Mit den Jugendschwimmabzeichen ging es los. Seit einer Woche ist auch das Anfängerbecken im Badezentrum wieder geöffnet, was vor allem bald für Nichtschwimmer genutzt werden soll. „Dass wir wieder anfangen, ist ganz wichtig. Wir wollen nun Kontinuität hineinbekommen“, sagt Zantis.

Die Gefahr, sie lauere manchmal sogar vor der eigenen Haustür

„Ich bin viel zu jung, um zu sterben“, ruft ein Junge, als er über eine Treppe mit seinen Mitschülern zu Beginn der Schwimmstunde ins Becken eintaucht. Er sagt es im Spaß, doch weiß er in seinen jungen Jahren noch nicht, welche Tragweite sein Satz eigentlich hat. „Wir haben noch keine genauen Zahlen. Wir rechnen aber damit, dass in diesem Jahr in Deutschland durch Corona ein paar Ertrinkende mehr dazukommen als sonst“, sagt Frank Zantis. Der Grund: Wenn die Bäder geschlossen bleiben, gibt es weniger bis keine Schwimmkurse und bewachte Wasserflächen. Manche Leute würden dann auf die Flüsse oder Baggerseen ausweichen, so die Befürchtung. Die Gefahr, sie lauere manchmal sogar vor der eigenen Haustür, im eigenen Gartenteich oder Pool. In Krefeld aber, so der Sprecher der Rettungsschwimmer, „ertrinken wenig Kinder.“

„Ganz viele Kinder freuen sich, dass es wieder weiter geht“

Seit Beginn der 2000er Jahre hat die DLRG bundesweit mit einem Kindergartenprojekt dem Trend zum Nichtschwimmer entgegengewirkt. Die Kinder der Trainingsgruppe ziehen ihre Bahnen. Sie sind schon geübt, das Silber-Abzeichen besitzen sie alle schon. Nun sollen sie an Ausdauer gewinnen. Immer wieder rufen die Ausbilder die Schüler am Beckenrand zusammen, geben Tipps und neue Anweisungen. Mit ihren Armen malt eine Frau Schwimmbewegungen in die Luft. Gleich geht es an die Bretter, um die richtige Technik der Beine zu verfestigen. Wenn die Kraft nachlässt, sollen sich die Kinder auf den Rücken drehen oder an den Beckenrand kommen. „Ganz viele Kinder freuen sich, dass es wieder weiter geht“, sagt Ausbilderin Nora Leuchtenberg. „Das Wasser hat vielen gefehlt.“ Das Wichtige sei vor allem der Respekt vor dem flüssigen Element, sich selbst einschätzen zu können, Übermut und Angst abzubauen, sagt die 19-Jährige.

In der Gruppe fliegen schon die ersten Ringe ins Wasser. Gleich wird getaucht, ein bisschen Auflockerung zum Abschluss der 45 Minuten. 50 Meter weiter gehen die Leistungsschwimmer ins Wasser. Berührungspunkte der einzelnen Gruppen gibt es keine. Über ein Einbahnsystem werden die Laufwege gesteuert.

Die kleine Annika Zantis, Tochter des DLRG-Sprechers, ist schon fertig für heute. Das Silber-Abzeichen hat sie schon, Gold will sie nun nachlegen. „Ich habe meine Freunde vermisst“, sagt sie über die lange Pause. Mit Bekannten hat auch Caroline Cremer das Wasser für sich entdeckt: „Ich finde es grundsätzlich wichtig, schwimmen zu können, wenn man am See oder am Meer ist“, sagt die 14-Jährige, die als Rettungsschwimmerin schon die Kleinsten anlernt: „Ich mag das Erfolgserlebnis, den Kindern etwas beizubringen.“ Kalt sei das Wasser ja schon, findet Annika Zantis: „Aber ich gehe immer wieder rein.“