Geschichte Tischlerei mit familiärem Charme

Krefeld · Das Unternehmen Legno entstand in einem Hülser Bauernhof und hat mittlerweile Kunden in ganz Deutschland.

Der Geschäftsführer Max Muctar leitet das Unternehmen seit 2013.

Foto: Dirk Jochmann

Eine kleine Küche, ein langer Tisch aus Holz, dazu Bänke. Wenn in der Firma Legno die Mittagspause eingeläutet wird, dann kommen die Mitarbeiter hier zusammen. Nicht selten kauft der Chef hier persönlich die Speisen ein. Gegessen wird in einer Runde, nicht jeder für sich. Der Chef, das ist Max Muctar, Geschäftsführer und Gesellschafter des Familienbetriebs, einer Tischlerei im Hülser Westen. „Es herrscht bei uns ein kollegiales Miteinander“, sagt er. Das glaubt man ihm gerne. Ältere Kollegen kennen ihn noch als kleinen Jungen, der früher schon durch die Hallen flitzte, heute bringt er schon mal seine beiden Kinder mit in die Firma, die Muctar seit 2013 gemeinsam mit seinem Vater leitet.

Der Senior Guido Bönniger hatte 1983 zusammen in einem Schreinerkollektiv mit Rüdiger Ziesemann, Thomas Lehnen, Max Hubbertz und Werner Kother den Betrieb im damaligen Bauernhof Steveshof gegründet. In der Anfangszeit besann man sich auf ökologisches Spielzeug und Innenausbau für Privatkundschaft. Ende der 1980er Jahre erweiterte man die Produktpalette auf den Objektbau. 1992 wird Bönniger alleiniger Geschäftsführer der Legno Tischlerei GmbH. Die Produktion wurde über die Jahre fortschreitend modernisiert und immer wieder erweitert. 2013 erfolgte dann die Stabübergabe an den Filius. Der Vater ist immer noch dabei, hat sich aber etwas zurückgezogen, betreut noch Projekte wie den Ausbau von Ferienhäusern auf Norderney, wo die Firma beteiligt ist. Bis heute habe es bei der Nachfolgeregelung keinen Streit gegeben.

25 Mitarbeiter arbeiten
in der Hülser Werkstatt

Reibungslos sei die Sache abgelaufen, sagt Max Muctar. Was nicht ganz selbstverständlich ist in einem Familienbetrieb. Doch alle Kinder haben sich selbstständig gemacht. Die Familie, in der Vergangenheit über viele Dekaden in der Landwirtschaft zu Hause, ist unternehmerisch sehr aktiv. Schwester Hannah betreibt den „Kornspeicher“ nebenan, Bruder Finn den Bio-Landwirtschaftsbetrieb Steveshof um die Ecke.

Max Muctar möchte ein familiäres Betriebsklima pflegen. Er schaut seinen 25 Mitarbeitern nicht kritisch über die Schulter bei der täglichen Präzisionsarbeit. Manche Altgesellen sind schon seit vielen Jahren dabei. Der kleine Junge von damals ist nun ihr Chef. „Es funktioniert sehr gut. Man kennt sich gut. Wir wollen den Mitarbeitern die lange Leine lassen.“ In den Fachbereichen sollen die jeweiligen Leiter ruhig ihre Entscheidungen treffen dürfen. Der Holzingenieur Muctar will nicht alles bestimmen, nicht überall hineinreden. „Es fühlt sich gut an“, sagt der Hülser. Früher arbeitete er bei der Lufthansa-Technik in Hamburg: „Da ist man nur eine Nummer“, meint er. Bis zu 90 Lehrlinge haben die Ausbildung in der Firma schon durchlaufen. Derzeit sind auch wieder bis zu sechs Tischler-Azubis am Werk an der Krüserstraße. Unter den 25 Mitarbeitern sind viele Hülser.

Mit seiner Firma, die mittlerweile Kunden in ganz Deutschland hat und unter anderem die weißen Hütten für den neuen Krefelder Weihnachtsmarkt gefertigt hat, will er exklusive Wünsche erfüllen. „Wir möchten etwas Individuelles erschaffen. Es wird nie langweilig. Da gibt es viel Abwechslung. Diese Vielseitigkeit, es gibt immer neue Herausforderungen“, sagt er. Von der einfachen Haustür bis zum Innenausbau eines Jagdschlosses hatte Legno schon alles in der Auftragsliste. Ein Spezialgebiet sind die gebogenen Formen. Die Konkurrenz in der Region ist groß, doch Muctar sagt: „Wir sind keine Konkurrenten, sondern Partner.“ Dabei setzt das Unternehmen die Mischung aus klassischem Handwerk mit der dazu gehörenden Fingerarbeit und auf modernste Computertechnik. Möbel werden in 3D gezeichnet. Kunden können am Bildschirm den späteren Ausbau ihres Hauses schon sehen.