Rudolf Simon, der Heimwerker-König in der Schule
Rudolf Simon bringt Drittklässlern den Umgang mit Holz, Hammer und Säge bei – und bastelt zum Beispiel Flugenten.
Dießem. Wie viele Rentner in Krefeld hat sich Rudolf Simon irgendwann nach seiner Pensionierung gefragt, was er mit seiner vielen Freizeit anfangen soll und wie er die Zeit sinnvoll nutzt. "Es musste doch möglich sein, auch im Ruhestand noch etwas Sinnvolles zu tun", sagt der 76-jährige. Dann sei er über das Internet auf den Senior Experten Service (SES) in Bonn gestoßen.
Dieser Club bietet Menschen im Ruhestand die Möglichkeit, ihre Kenntnisse und ihr Wissen an andere im Ausland und in Deutschland weiterzugeben. "Das ist genau das, wonach ich gesucht habe", erzählt der Krefelder.
Seit etwa zehn Jahren ist er schon ehrenamtlich für den SES tätig. Der Chemie-Ingenieur ist in der ersten Zeit häufig im Ausland unterwegs gewesen und hat Unternehmen mit seinen Fachkenntnissen unterstützt. In Südamerika hat er an einer Trinkwasseraufbereitungsanlage mitgearbeitet und in China eine Papier- und Zellstofffabrik beraten.
"Es ist stets spannend gewesen, die Menschen und ihre Arbeitsweise im Ausland kennenzulernen", sagt Simon, "doch das ist mir irgendwann zuviel geworden."
Die ganzen Impfungen gegen Malaria und die langen Flüge seien einfach zu anstrengend für einen 75-Jährigen. Jetzt arbeitet er seit einem Jahr mit den Schülern der Michael-Grundschule in Wachtendonk.
Zusammen mit SES-Kollege Ulrich von Dreyse erteilt der den Kindern der dritten Klasse einmal in der Woche Werkunterricht. "Wir fertigen mit den Kindern Holzarbeiten und bringen ihnen den Umgang mit Säge, Hammer, Feile und Bohrer bei", erklärt Simon. In seinem heimischen Bastelkeller fertigt er oft die Prototypen für die Holzarbeiten. So sind bereits Schneemänner, Futterkugeln für Meisen und eine Flugente entstanden.
Besonders die Ente ist gut bei den Kindern angekommen. "Sie haben sie für ihre Eltern oder Großeltern gebastelt", erzählt der Pensionär. Simon freut sich über den Eifer, mit dem die Kinder ans Werk gehen. "Man muss jedem stets auf die Finger schauen", sagt er.
Denn die Arbeit mit den Werkzeugen sei nicht ungefährlich. Bis jetzt ist aber nie etwas passiert. Die Arbeit an der Michael-Grundschule nimmt er sehr ernst. "Die Schule ist in einer ländlichen Gegend gelegen, so dass die Schüler kaum Anbindung an städtische Freizeitangebote haben", sagt er. So biete man ihnen Abwechslung und etwas, das sie in der Schule normalerweise nicht lernen.
Er freut sich auf jeden Werkunterricht. "Es ist toll, was für eine Bindung zueinander entsteht." Am Ende des Schuljahrs malen viele Kinder Dankeskarten. "Eine Bestätigung für unsere Arbeit", sagt der Pensionär. Einmal hätten er und sein Kollege sogar eine Urkunde von einem Jungen bekommen. "Es ist faszinierend, was die Kinder mit einem Computer schon alles anstellen können."
Rudolf Simon macht es Spaß, sein Wissen und handwerkliches Geschick an die Kinder weiterzugeben. Er schafft es seinen Ruhestand sinnvoll zu nutzen und sichert sich so ein warmes Plätzchen im Himmel, wie er sagt.