WZ-Mobil am Lutherplatz: „Wir sind die Buhmänner“
Die Krefelder, die sich am Lutherplatz treffen, fühlen sich von den Anwohnern pauschal verurteilt.
Süd. Die Anwohner rund um den Lutherplatz beschweren sich über Trinkgelage, wildes Urinieren und achtlos liegengelassenen Abfall. Bürgereinvorsitzender und FDP-Mitglied Bernd Albrecht fordert, dass ein Platzverbot für Betrunkene durchgesetzt wird. Am WZ-Mobil melden sich allerdings auch Personen zu Wort, die sich am Lutherplatz mit Bekannten treffen, um Bier zu trinken. Sie fühlen sich durch die öffentliche Diskussion persönlich angegriffen und fordern, nicht alle Besucher des Platzes für die Verschmutzungen und Pöbeleien verantwortlich zu machen.
Harald Brinkmann wohnt in der Nähe des Lutherplatzes. „Es ist einfach frustrierend, vonseiten der Politik wird nichts gemacht und hier fliegt der Müll rum. Das Schlimmste ist aber das Wildpinkeln. Die urinieren ja sogar in die Hauseingänge“, sagt er.
Kurze Zeit später führt er eine lebhafte Diskussion mit Nik H.. Letzterer trifft sich regelmäßig mit seinen Freunden auf dem Lutherplatz. „Ihr wohnt doch alle irgendwo, warum trinkt ihr nicht da?“, fragt Brinkmann. „Wir haben alle keinen Garten, wohnen hier in der Nähe und der Kiosk ist auch nicht weit“, sagt H. und fügt hinzu: „Ich verstehe die Problematik, aber meine Gruppe nimmt ihren Müll mit und lässt ihn nicht hier liegen. Für Außenstehende sind natürlich direkt alle unten durch, die hier sitzen. Ich würde mir wünschen, dass wir eine gemeinsame Lösung finden“, sagt er.
Auch Christian Houben trifft sich ab und zu mit seinen Freunden am Lutherplatz, um ein Bier zu trinken. „Hier kannst du alles kaufen, wie am Theaterplatz — und Mittwochmorgen wurde jemand mit einem Messer attackiert“, sagt er. Trotzdem dürfe man nicht jeden verurteilen, der dort Alkohol konsumiere. „Hier treffen sich verschiedene Gruppen, viele sitzen nur hier und tun niemandem etwas.“
„Ab einer bestimmten Zeit hat man Unbehagen, hier vorbeizugehen. Ich finde es besonders schlimm für die Kinder“, sagt Jasmin van Rüth. Sie wohnt direkt gegenüber des Platzes. Bei der Neugestaltung innerhalb des Handlungskonzeptes Süd habe man einen gravierenden Fehler gemacht. „Der Platz ist wirklich schöner als früher, aber man hätte erst gar keine Bänke aufstellen dürfen“, sagt Rüth.
Agnieszka Michaelis wohnt ebenfalls direkt am Lutherplatz. „Es ist extrem laut. Bis zu 20 Personen fangen schon morgens an zu trinken“, beschwert sie sich. „Überall liegen Glasscherben. Und ihr Geschäft verrichten diese Leute im Gebüsch und in unseren Hauseingängen.“ Beschwert habe sie sich schon oft bei der Stadt. „Die versprechen dann immer, für Ordnung zu sorgen. Aber es passiert einfach nichts. Bei Regen fährt die Polizei vorbei und bei Sonne ist hier Party.“
„Ich verstehe das alles nicht“, sagt Nik H. Er wehrt sich auch gegen den Vorwurf, Kondome in die Beete zu schmeißen oder Drogen zu konsumieren. „Wir sind Freunde und sitzen hier einfach gerne auf ein Bierchen zusammen.“
Es gebe andere Gruppen, denen sei „alles egal“, räumt er ein. An die käme man auch nicht ran. Nik H. findet das „Multikulti-Miteinander“ auf dem Platz sehr schön. Und gegen das Wildpinkeln könnte seiner Meinung nach eine mobile Toilette helfen.
Markus Leven hat schon zweimal eine Geldstrafe bekommen. „78 Euro musste ich bezahlen“, erzählt er, „nur wegen einer Flasche Bier.“ Er hat beobachtet, dass vor allem die Familien mit kleinen Kindern ihren Abfall zurücklassen. „Ob Eis oder Süßigkeiten, die lassen einfach alles fallen. Keinen kümmert das und — wir sind dann wieder die Buhmänner.“