WZ-Mobil zum Elternhaus: "Habt ihr euer Herz verloren?"

Anwohner und Betroffene diskutieren über den geplanten Bau am Lutherplatz.

Krefeld. Der Krefelder Förderverein zugunsten krebskranker Kinder möchte am Lutherplatz ein Elternhaus für Angehörige schwer kranker Kinder bauen. Die „Villa Sonnenschein“ soll Eltern, deren Kinder im Helios-Klinikum liegen, eine Aufenthaltsmöglichkeit bieten. Die ehemalige Unternehmerin Alice Thormaehlen aus Heiligenhaus engagiert sich seit vielen Jahren als Sponsorin auf sozialem Gebiet. 2012 spendete sie dem Förderverein 200 000 Euro und gab somit den Anstoß zur Realisierung der lange gewünschten Villa Sonnenschein.

Am WZ-Mobil interessierten sich die Anwohner vor allem für den genauen Standort des geplanten Elternhauses. Generell stößt der Bau auf breite Zustimmung. „Die Kirche möchte das Clarenbachhaus veräußern. Wir haben es dem Förderverein zum Kauf angeboten“, sagt Marc-Albrecht Harms, Vertreter der evangelischen Kirchengemeinde Krefeld-Süd. Die Idee eines Elternhauses findet Ute Bosch vom Bürgerverein Süd-West „super“. Ihrer Meinung nach wäre es aber besser auf dem Klinikgelände untergebracht.

Sigrid Völpel winkt ab. „Das ist alles viel zu weit weg. Wir brauchen eine direkte Brücke zur Kinderklinik, die bald in das Gebäude der Herzchirurgie zieht, damit die Eltern Tag und Nacht und bei jedem Wetter schnell und trockenen Fußes zu ihren Kindern gelangen“, sagt die 2. Vorsitzende des Fördervereins. „Deshalb möchten wir auf dem vorderen Teil des Parkplatzes bauen.“ Das Haus hätte zehn bis zwölf Zimmer und benötigte nicht mehr Baugrund als ein Reihenhaus, erklärt Sigrid Völpel. Auch die Christophorusschule werde dort untergebracht.

„Helios hat viel versprochen und wenig gehalten“, warnt Achim Brinker, der auf der Lutherstraße wohnt. Mit dem Elternhaus werde es noch schwieriger, einen Parkplatz zu finden. Außerdem sorgt er sich, dass die Lärmbelastung zunehmen könnte. Anwohnerparkscheine gebe es auch keine. „ Ich verstehe nicht, warum das Haus gerade an dieser Stelle gebaut werden soll“, sagt er. „Hätte ich das vor vier Jahren gewusst, wäre ich nicht hergezogen.“

Hans Baumeister wohnt in der Nähe der Fachhochschule. „Jede Ecke ist zugebaut und der Verkehr wächst stetig“, beklagt er sich. „Noch weniger Parkplätze gehen nicht“, bestätigt Anneliese Lengersdorf. Darum sind diese beiden Anwohner „prinzipiell gegen den Bau“.

„Wir sind eine Gesellschaft ohne Sozialempfinden“, sagt Abraham Kiriakidis voller Emotionen. Seine Tochter Marie ist Patientin im Helios-Klinikum. „Die Kinder sind doch das Wichtigste oder habt ihr euer Herz verloren?“, fragt er.

Seine Frau Athina Saroutzidou versteht die ganze Diskussion nicht. Ihre Tochter ist seit über einem Jahr in Therapie. Sie und ihr Mann waren die ganze Zeit bei ihr. Das sei eine sehr schwierige Situation. Platzmangel, organisatorische Schwierigkeiten und lange Wege belasteten die Familie sehr. „Im Sommer war es unerträglich heiß im Zimmer und das Klima untereinander leidet natürlich auch auf diesem engen Raum.“ Man habe nie Ruhe, könne nie durchschnaufen. Darum hält sie den Bau des Elternhauses für wichtig.

Wie es nun weitergeht, weiß Sigrid Völpel auch nicht. „Der Parkplatz gehört der Stadt. Der Bebauungsplan müsste geändert werden. Das geht nicht ohne Architektenentwurf, darum haben wir den eingereicht“, sagt sie. Der nächste Planungsausschuss ist im Februar. „Wenn wir die Zusage haben, starten wir im Internet einen Spendenaufruf. Aber momentan fühlen wir uns ein bisschen wie der Spielball der Politik.“