Gnadenhof in Oppum stöhnt über hohe Futterpreise
Die schlechte Ernte in diesem Jahr hat zu einer Kostenexplosion geführt.
Krefeld. Auf dem „Wilden Hof“ in Oppum springt kein übermütiger Wildfang herum. Die Pferde, Ponys und Esel haben einen langen Leidensweg hinter sich. Jetzt stehen sie genügsam auf der grünen Wiese von Annemarie Hendricks und lassen sich ihr Gnadenbrot schmecken.
„Wilder Hof“ ist von jeher der Name ihres Elternhauses. Hier, in der Hauptstraße 366, ist die Tierfreundin aufgewachsen und hier hat sie im Mai 2000 ihren Verein für notleidende Pferde und Ponys gegründet.
Über 40 Pferde und Ponys, drei Esel, drei Enten, zwölf Hühner, zwei Perlhühnchen und vier Hunde leben friedlich unter einem Dach. Damit ist Annemarie Hendricks „ausgebucht“.
„Die Tiere kommen über Mundpropaganda zu mir. Manchmal fragt auch das Veterinäramt, ob ich noch einen Platz frei habe“, sagt sie. Und dann gibt es noch die Pferdebesitzer, die die Tiere bei ihr „abladen“, in dem Pferd nur das „Sportgerät“ sehen und mal eben Alt gegen Neu tauschen wollen.“.
„Bienchen“ ist mit seinen 38 Jahren das älteste Pony. Das jüngste ist erst zwei Monate alt. „Seiner Mutter hatte man die Hufe so kurz geschnitten, dass sie nicht mehr laufen konnte“, erzählt Sabine Giebel, die von Anfang an auf dem Hof mithilft. Solche Geschichten kennt sie viele. In der Küche hängt eine Fotowand mit Bildern, die das Grauen dokumentieren. Die Pferde kommen halb verhungert auf dem Hof an.
Die beiden Frauen mit dem großen Herzen für Tiere sind rund um die Uhr für ihre Schützlinge da. „Ohne die finanzielle Unterstützung des Bunds Deutscher Tierfreunde könnten wir nicht existieren“, stellt Annemarie Hendricks klar.
„Aber jetzt ist alles so extrem teuer, wir haben unsere Grenzen erreicht.“ Für Futter, Medikamente, Arzt und Hufschmied muss der Gnadenhof jeden Monat 4500 Euro veranschlagen. In diesem Jahr hat sich der Preis für Stroh und Heu verdoppelt.
Hofnachbar Stefan Hamacher macht seiner Nachbarin immer einen guten Preis, aber die Witterung hat auch bei ihm zu einer einzigen, schlechten, Ernte geführt. „Nicht nur der sprichwörtliche Hafersack ist preislich deutlich angezogen, gleiches gilt auch für Heu, Silagen und Stroh“, bestätigt Stefan Sallen, Sprecher des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes.
„Von März bis Juni herrschte extreme Trockenheit, und während der Ernte war es zu feucht. Es gibt zu wenig und qualitativ minderwertiges Heu und Stroh.“ Kostete ein Großballen Heu vor einem Jahr noch 110 bis 130 Euro, muss man jetzt bis zu 280 Euro bezahlen. „Unsere finanziellen Mittel sind erschöpft“, sagt Annemarie Hendricks.