Kochen wie die Hausfrau im Mittelalter
In der Burgküche wurde über offenem Feuer eine Suppe nach historischem Rezept zubereitet und später auch probiert.
Krefeld. Die erste Hürde der Veranstaltung „Speis und Trank im Mittelalter — Kochen in der Burgküche“ ist für die Teilnehmer das Feuermachen. Im Museum Burg Linn versuchen sie es unter Anleitung von Gisela Besau, allerdings wenig erfolgreich.
Das Feuer brauchen sie für den großen Suppentopf. Dafür muss auch einiges an Gemüse geschnippelt werden. In der Burgküche versammelt Gisela Besau die Schar von sieben Erwachsenen und vier Kindern um den Arbeitstisch.
Für die Kinder, aber auch für einige der Erwachsenen sind Petersilienwurzel, dunkelrote Möhren und Rote Bete im Urzustand fremd. „Auf der Hinfahrt haben wir schon mal aussortiert, was in der mittelalterlichen Küche nicht vorkommt“, sagt Marcel Franzen, der mit Ehefrau Anuschka und Tochter Elisa an dem Kochkurs teilnimmt. Keinerlei Problem gibt es bei der Vorbereitung des Gemüses, das als „kräfftiges süpplin“ — so ein historisches Rezept — im Topf über dem offenen Feuer entstehen soll.
Für Familie Franzen ist es üblich, dass man gemeinsam ein Essen zubereitet. Auch Elisa schnibbelt routiniert die Möhren. „Man kocht aber nicht so viel zusammen wie früher“, erklärt die Sechsjährige, als sie das Kochen zu Hause mit dem auf der Burg vergleicht. „Da sind auch viele Sachen, von denen ich noch nichts gehört habe.“
Langsam kommt die richtige Atmosphäre in die Burgküche: Das Holz knistert und entwickelt einen leichten Rauch und Geruch. Neben dem großen Eintopf am Galgen, in dem die Suppe blubbert, kochen in kleinen Tontöpfen neben dem Feuer ein paar Eier. Auch ein Kräuterquark wird für das Mittagessen noch zubereitet.
Zum Abschluss versammeln sich alle um den großen Tisch in der Burgküche, um das Essen zu genießen. Wie die Hausfrau im Mittelalter wirtschaftete und wie sie Lebensmittel haltbar machte, wussten die Teilnehmer nach dem Tag genauso wie, dass es mit den mittelalterlichen Tischsitten gar nicht so frei und wild zu ging, wie es Rittergelage Glauben machen.
In einem herrschaftlichen Haus gab es eine „Tischzucht“, die sich kaum von der heutigen unterschied. Nicht mit vollem Mund reden und vornehm trank man auch nur mit leerem Mund, sonst galt man als Säufer. Um ausreichendes Besteck musste sich die Hausfrau keine Gedanken machen, denn die Gäste brachten eigenes mit. Löffel trug man immer bei sich; daher stammt auch die bekannte Redensart „der hat den Löffel abgegeben“.