Linn: Fünf Freunde auf großer Fahrt
Männer reisen auf den Spuren des Polizeidieners Jospeph Vins wie im 19. Jahrhundert.
Krefeld-Linn. Die Geschichte klingt ein wenig wie frei erfunden: Fünf Freunde stoßen auf eine Zusammenfassung aus den Tagebüchern des Linner Polizeidieners Joseph Vins. Der hatte 1868 seine Eindrücke von einem Gefangenentransport nach Weeze festgehalten. Überführt wurde damals der Totschläger Wilhelm Lenzen. Er soll dem Linner Jakob Hissen in einer Linner Gaststätte im Zank einen Bierkrug auf den Kopf geschlagen und Hissen so getötet haben.
Christoph Reichmann, Leiter des Museums Burg Linn, hatte die fünf Freunde auf die Protokolle des Polizeidieners aufmerksam gemacht, von denen in einer uralten Ausgabe der Zeitschrift „Linn meine Heimat“ die Rede ist. An einem bierseeligen Abend entscheiden sich die Freunde, die Fahrt nach Weeze tatsächlich nachzustellen.
„Dabei haben wir die Entdeckung gemacht, dass einige von uns sogar mit den Beteiligten aus dem 19. Jahrhundert verwandt sind“, sagt Peter Winkmann und erzählt, dass er auf der Fahrt den Postillon und Ahnen Adam Winkmann geben werde. „Falk Spörk ist ein Ur-, Ur-, Urenkel des Polizeidieners Joseph Vins. “ Thomas van de Sand werden verwandtschaftliche Verhältnisse zum Opfer, Jakob Hissen nachgesagt. Bei der Reise sind außerdem Uwe Girndt (Wilhelm Lenzen) und Peter Geselaers, der den Fahrkartenabreisser mimt, dabei.
Auf die Postkutschenfahrt haben sich die fünf Freunde akribisch vorbereitet. Kaltblüter Milo wird sie auf der Reise nach Weeze begleiten und die historische Postkutsche ziehen. 20 Kilometer wollen die Freunde so täglich zurücklegen. „Wir orientieren uns an der Originalroute, übernachten in Schaephuysen, Issum und Sonsbeck. Dabei bewegen sich die Fünf etwas abseits der Originalroute. „Sonst müssten wir mit der Postkutsche über die B9 fahren, das ist zu gefährlich“, sagt Winkmann. „Bei der Planung stand außerdem im Vordergrund, das wir Milo gut unterbringen.“
Die einspännige Postkutsche aus dem 19. Jahrhundert, mit der die Männer unterwegs sein werden, ist eine Leihgabe des Niederrheinischen Freilichtmuseums in Grefrath. Das Museum sei froh, dass die Kutsche einmal ausgefahren werde. „Die Fahrzeuge halten sich viel besser, wenn sie ab und zu bewegt werden“, sagt Winkmann, der sich eine Postillon-Uniform nach historischem Vorbild eigens anfertigen ließ. Auch seine Mitreisenden werden wie die Vorbilder aus dem 19. Jahrhundert gekleidet sein, der Polizeidiener trägt etwa den damals ortsüblichen Waffenrock.
Vier Stunden ist die Gruppe täglich unterwegs. Am 22. April um 14 Uhr soll die Postkutsche dann auf dem Marktplatz in Weeze ankommen, wo der Polizeidiener den Gefangenen dem Arrest, in diesem Fall dem Wirt von Kevins Pub, übergeben wird.
Anschließend treten die Männer — also auch der Gefangene — die Heimreise an. Tatsächlich hat auch Totschläger Lenzen im 19. Jahrhundert laut Winkmann nicht allzuviel Zeit im Arrest verbringen müssen. Denn sein Opfer, Jakob Hissen, sei gar nicht tot gewesen. „Die Leiche ist zwei Tage später ziemlich lebendig wieder aufgetaucht“, sagt Winkmann und grinst. Der Schlag auf den Kopf hat Hissen demnach vor allem eines bereitet: üble Kopfschmerzen.