Eine exakte Messung stehe zwar noch aus, doch es hat den Anschein, als ob die Vorburgmauer mindestens einen Meter höher gewesen wäre als die Stadtmauer, das heißt mindestens sieben Meter von außen gemessen. „Heute ist die Mauer im Bereich des Innenhofs der Vorburg um durchschnittlich 1,50 Meter zugeschüttet, so dass alles wesentlich niedriger wirkt als es ursprünglich gewesen ist“, so Reichmann.

Anscheinend ist die Mauer aber noch in weiten Teilen bis zur Höhe des ursprünglichen Wehrganges erhalten. Nur die schwächeren Brustwehren und Zinnen (circa 1,90 Meter hoch) wurden weitgehend abgebrochen. Zudem vermutet Reichmann, dass die Vorburg zuerst ummauert worden ist, die Stadtmauer also an diese anschließt. Aufgrund der unterschiedlichen Bauweise der gesamten Stadtmauer könne ferner rückgeschlossen werden, dass diese in drei Zeitabschnitten errichtet worden ist. „Es gibt Quellen, die belegen, dass um 1366 eine größere Menge Ziegelsteine hier gebrannt worden ist, wahrscheinlich für die Stadtmauer“, sagt Reichmann. Die Bauphase wird demnach zwischen 1350 und 1375 gelegen haben. Ein Teil ist glatt gemauert worden, der Rest hingegen mit sogenannten „Zahnungen“ für hölzerne beziehungsweise gemauerte Wehrgänge.

Von der ehemaligen Befestigungsanlage sind heute noch rund 80 Prozent erhalten, erklärt Reichmann. Burg Linn ist eine ehemalige kurkölnische Landesburg. Sie ist eine der ältesten Burganlagen des Niederrheins. Von einem breiten Wassergraben umgeben, bietet sie mit ihrer intakten Vorburg immer noch das unverfälschte Bild einer mittelalterlichen Burganlage.