WZ-Mobil WZ-Mobil: Viele Bürger fürchten Betrüger

Krefelder berichten am Neumarkt über ihre Erfahrungen mit Abzockern — und holen sich Tipps.

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Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Brunhilde Weinmann und Hans-Peter Danners sind verunsichert. Seit Wochen bekommen die älteren Herrschaften Anrufe unter ihnen unbekannten Rufnummern. „Vor drei Wochen habe ich bei einer Telefonumfrage mitgemacht“, erzählt Weinmann. Die Frau am Telefon habe betont, sie wolle nichts verkaufen und habe sie dann über ihren Lieblingswein ausgefragt.

Am Ende habe sie ihr auch ihre Adresse gegeben. Ein Fehler, das weiß Weinmann jetzt. Denn wenige Tage später steht eine Weinkiste vor der Tür - die Bezahlung hat die alte Dame vehement verweigert.

Brunhilde Weinmann und Hans-Peter Danners sind nicht die einzigen Leser, die sich am WZ-Mobil mit Elisabeth Elsner, Leiterin der Verbraucherzentrale in Krefeld, über dreiste Abzocker beschweren.

Unbekannte Telefonnummern auf dem Display oder Terror durch häufiges Telefonklingeln hat auch Sandra P. erlebt. „Wenn man zurückruft, ist entweder besetzt oder es geht keiner ran.“ Hierzu sagt Elsner: „Es ist nicht erlaubt, Sie einfach anzurufen. Aber durch eine gesetzliche Vorschrift muss immer die Rufnummernanzeige erkennbar sein.“

Häufig würden solche Anrufe durch Call-Center generiert. Werbeapps auf dem Smartphone, Probeabos im Internet oder Haustürverkäufe: Die Ideen der Betrüger, Geld zu machen, sind vielfältig, die Maschen — schlicht Abzocke.

Und Elisabeth Elsner von der Verbraucherzentrale beobachtet einen Anstieg der Beschwerdefälle in ihrer Beratungsstelle: „Die Leute kommen oft erst, wenn das Problem schon in der Welt ist“, sagt sie. „Zur Prävention kommen die wenigsten. Man kann sich ja gar nicht ausdenken, was alles passieren kann.“

Da gibt es Partnerannoncen mit dubiosen Ansagen am anderen Ende der Leitung, die die meisten Anrufer sofort zum Auflegen verleiteten. Doch damit fängt das Problem erst an, weiß Elsner. „Einige Tage später kommt dann ein Anruf, angeblich von der Post oder einem anderen Zusteller, der die Adresse der Betroffenen abfragt, um ein Paket zuzustellen.“ Ein Paket kommt nie an — dafür eine Rechnung „für Erotikdienstleistungen, gerne aus Tschechien“, erzählt Elsner. Aus Scham bezahlten viele Betroffene.

Perfide sind auch Haustürverkäufe, die häufig an bereits verstehende Verträge von Verbrauchern anknüpften, erklärt die Expertin. Die Betrüger geben sich etwa als Mitarbeiter eines Telekommunikationsunternehmens aus und behaupten, ein Kabel sei kaputt. Dabei installieren sie im Haus oder der Wohnung des ahnungslosen Betroffenen etwa einen neuen Kabelanschluss, lassen sich die angebliche Reparatur anschließend quittieren — und der unfreiwillige Vertragsabschluss ist perfekt. Was viele Betroffene nicht wissen: „Sie haben ein 14-tägiges Widerrufsrecht“, sagt Elsner. „Wenn man die Frist verpasst, kommt man schnell in Beweisnot.“

Sigrid Kepp wurde Opfer eines solchen Geschäfts an ihrer Haustür. Sie erinnert sich: „Ich habe mir ein Abo für eine Frauenzeitschrift aufschwatzen lassen. Man versprach mir zwei Ausgaben gratis.“ Ihr Gatte habe das Abo sofort widerrufen. „Man sagte zunächst, ich sei einen Tag über der Kündigungsfrist, aber nachdem ich ein zweites Fax geschickt habe, war Ruhe“, erzählt Andreas Kepp. Die Verbraucherzentrale biete Betroffenen ein unterschwelliges Angebot. Viele seien hilflos, fürchten hohe Anwaltskosten und wissen nicht, wie sie auf die Abzocke reagieren sollen. „Wir lassen uns bevollmächtigen und übernehmen dann den Schriftverkehr mit den Anbietern“, sagt Elsner.

Ingo Demmer erzählt: „Man wollte mich mal am Telefon zu einem Energieanbieter-Wechsel überreden. Da habe ich einfach gesagt, ich hätte keine Zeit und habe aufgelegt.“ Kerstin Lommel sagt: „Ich bin immer eher skeptisch.“ Auch sie habe schon öfter dubiose Anrufe bekommen, aber immer aufgelegt. „Sich auf kein Gespräch einzulassen, ist absolut richtig“, bestätigt Elsner.

Auch wenn ein grundsätzlicher Schutz gegen Abzocker nicht möglich sei, gibt die Expertin den Besuchern am WZ-Mobil am Neumarkt einige hilfreiche Tipps und Tricks mit: „Man sollte nichts an der Haustür unterschreiben, seine Kontaktdaten auf keinen Fall herausgeben und vor einem Vertragsabschluss im Internet etwa alles gründlich lesen.“

Und nicht zuletzt: „Gesundes Misstrauen ist nie verkehrt.“