Betrüger bieten im Internet Fake-Wohnungen an

Der Vermieter wohnt angeblich im Ausland, eine Besichtigung der Räume ist nach Vorkasse möglich. Die Masche ist in Krefeld bekannt.

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Krefeld. Das Mietangebot klingt gut und verlockend: Helle Zwei-Zimmer-Wohnung mit Parkettboden, Balkon und Keller an der Bismarckstraße. Auf Wunsch auch möbliert — für einen monatlichen Mietpreis von 380 Euro inklusive Nebenkosten, außer Strom. Auf der seriösen Internetplattform Immobilienscout24 wird sie mit mehreren Fotos angeboten. Ein direkter Kontakt zum Vermieter ist per Mausklick möglich. Marion Kirchner (der wahre Name ist der WZ bekannt) zögert nicht — und schickt zur Kontaktaufnahme die Mail ab. Dass bei dieser Wohnungsofferte Vorsicht geboten ist, offenbart sich ihr nicht.

„Noch am selben Abend bekam ich eine nette Antwort“, erzählt die Wohnungssuchende. „Ich bin in Mailand-Italien gerade jetzt, arbeite dort (. . .), besitze die Wohnung, habe gerade einen neuen Vertrag in Mailand (. . .), und mich entschlossen, es zu mieten. Wenn Sie Interesse haben, meine Wohnung zu mieten, senden Sie mir bitte eine E-Mail für weitere Details. Freundliche Grüße, Natalya.“ Dass die Antwort sprachlich und grammatisch holprig ist, macht Kirchner angesichts der Arbeitsmöglichkeiten in der EU nicht misstrauisch. Deshalb fragt sie per Mail nach, ob und wie sie die Wohnung besichtigen könne.

„Komisch ist nur gewesen, dass kurze Zeit später das Wohnungsangebot nicht mehr auf der Internetplattform zu finden gewesen ist“, sagt Kirchner. Misstrauisch wurde sie dennoch nicht. Dafür aber am nächsten Morgen. „Da warnte mich das ImmobilienScout24-Team per Mail vor Betrugsfällen.“ Das Angebot sei von einem potenziellen Betrüger eingestellt worden, der sich unter Umständen als renommierter Anbieter auf der Internet-Plattform ausgegeben habe, um an Kundendaten und gegebenenfalls Zahlungen zu gelangen, und daher unverzüglich nach Bekanntwerden von den Betreibern der Internetbörse deaktiviert wurde.

Eine Fake-Wohnungsimmobilie sozusagen. Informationen, Bilder, Texte und Kontaktdaten würden rechtswidrig kopiert und mit dem Hinweis auf einen Auslandsaufenthalt die Zahlung einer Kaution für die Wohnungsschlüssel erbeten. Nach deren Eingang solle der Interessent die Schlüssel für drei Tage erhalten, um die Wohnung besichtigen zu können und sich zu entscheiden.

„Wir empfehlen Ihnen dringend, den Kontakt zu diesem Anbieter abzubrechen und keine Zahlung zu leisten“, heißt es abschließend in dem der WZ vorliegenden Schreiben des ImmobilienScout24-Teams. Kirchner ist dem Rat sofort gefolgt — und hat damit Glück gehabt.

„Ja, das Phänomen ist hier bekannt“, sagt Polizei-Pressesprecherin Karin Kretzer auf Nachfrage. „Gleichwohl ist die Masche nach Auskunft des zuständigen Kriminalkommissariats aber seit über zwei Jahren in Krefeld nicht mehr aufgetreten.“ Dennoch sei diese Vorgehensweise nach wie vor aktuell und es gebe einen bundesweiten Informationsaustausch zwischen den Polizeibehörden. „Noch im Januar war eine solche Tat in Koblenz ,erfolgreich’ — mit Überweisung auf ein italienisches Konto“, so Kretzer.

Die Betrugsmasche ist auch Elisabeth Elsner von der Verbraucherberatung Krefeld bekannt. Wie bei so vielen Betrugsversuchen im Internet werde auf die Leichtgläubigkeit der Interessenten gesetzt. Und nicht wenige fallen auf solche gefälschten Angebote rein. „Bisher haben sich bei der Verbraucherzentrale NRW aber keine Betroffenen gemeldet“, sagt Elsner erleichtert und setzt weiter auf Aufklärung.