Spurensuche Stadtgarten: Gräber und Denkmäler erinnern an große Krefelder Familien
Gräber und Denkmäler auf dem ehemaligen Friedhof erinnern an große Krefelder Familien. Die WZ hat sich auf Spurensuche begeben.
Krefeld. Fünf Grab- und zwei Gedenksteine erinnern im Stadtgarten an bedeutende Familien der Stadt. Um 1892 wurde der ehemalige Friedhof, der heute unter Denkmalschutz steht, in eine städtische Parkanlage mit geschwungenen Wegen, Musikpavillon, Springbrunnen, Gartencafé und Kurhaus umgestaltet. Mit Sozialwissenschaftlerin und Stadtführerin Lydia Paggen begibt sich die WZ auf Spurensuche.
Nikolaus Leonard Heilmann (1776 -1856) war der Sohn des evangelischen Predigers Jonas Johann Heilmann. 1805 wurde er evangelischer Pfarrer in Krefeld. Die evangelischen Christen waren von ihrem tief religiösen und gebildeten Seelsorger sehr eingenommen. Im Laufe der Zeit gewann Heilmann auch die katholischen Christen zu Freunden. Den katholischen Oberpfarrer Johann Reinarz von St. Dionysius besuchte er fast täglich auf dem Wiedenhof.
An Reinarz erinnert die gleichnamige Straße im Südbezirk. Heilmann betätigte sich auch literarisch. Eine seiner Dichtungen wurde „Geist der Liebe“ betitelt und fand Aufnahme in den „Rheinisch-westfälischen Musen-Almanach“.
Peter von Loevenich war Seidenfabrikant und königlich-preußischer geheimer Kommerzienrat (1756 bis 1829). Er heiratete Maria von der Leyen und war ab 1793 Teilhaber des Seidenunternehmens „F. & H. von der Leyen“, Mitbegründer der Krefelder Freimaurerloge. „Überhaupt“, sagt Lydia Paggen, „scheinen die jungen und männlichen Loevenichs auf das Haus von der Leyen ausgerichtet gewesen zu sein.“
Drei dieser Loevenichs heirateten in das Seiden-Imperium der von der Leyens ein. Im Haus von Peter von Loevenich wurde 1788 die Loge „Zur vollkommenen Gleichheit“ gegründet. „An der Grabstätte im Stadtgarten sind heute zwei Löcher zu sehen“, sagt Lydia Paggen. Dort wurde einst das Familienwappen befestigt, das sich heute jedoch nahe dem Jagdschloss in Linn befindet. Der Grabsteinentwurf stammt vom Architekten der vier Wälle, Adolph von Vagedes.
Mit Geld brauchte Gerhard Schumacher nicht zu knausern. Die Mennoniten-Familie betrieb an der Hochstraße (Nummer 130, heute Schuhgeschäft Grüterich) einen Getränke- Wein- und Spezereihandel (Gewürze), brannte Wein und verdiente während der Kontinentalsperre nicht schlecht an der Fabrikation von Zuckerhüten und Kandis. Das Stammhaus nannten die Schumachers „Zum Goldenen Ring“.
„Das Angebot dort war für die damalige Zeit vergleichbar mit dem des KDW in Berlin“, sagt Paggen. 1822 kaufte Gerhard Schumacher von der Gemeinde Vorst ein großes Gelände in der St.Töniser Heide. Der Naturfreund ließ bei seinem Gutshof einen Park durch den Gartenarchitekten Maximilian Friedrich Weyhe anlegen. Das war die Geburtsstunde des Forstwaldes.
Frederike Wilhelmine Heydweiller war die Gattin des mennonitischen Samtbandfabrikanten Johann Valentin Heydweiller. Ihr Gatte war der Sohn des Krefelder Seidenfabrikanten Franz Heinrich Heydweiller und Inhaber der Seidenbandfabrik „J.V. Heydweiller & Söhne“. Die Heydweillers gehörten zu den wohlhabenden Krefelder Kaufmannsfamilien. Das Stammhaus der Heydweillers, „Haus zum Heyd“, war das frühere Gebäude an der Friedrichstraße 28, gegenüber dem „Haus Floh“.
Bei der französischen Besetzung Krefelds am 18. Dezember 1792 wurde ihr Gatte Johann Valentin Heydweiller von den Franzosen in Geiselhaft genommen. Stadtführerin Paggen: „Dieses Ereignis hinterließ Spuren bei den Seidenfabrikanten, und einige siedelten 1794 mit ihren Firmen sicherheitshalber unter anderem nach Lippstadt um. So auch Johann Valentin Heydweiller, der dann auch in Lippstadt verstarb.“ Der Sohn Jakob Benjamin war von 1815 bis 1818 Bürgermeister und Friedensrichter in Krefeld.
Carl Wilhelm kam 1840 nach Krefeld, wo er im Februar 1841 die Leitung der Liedertafel übernahm und als Dirigent des Singvereins tätig war. Carl Wilhelm trug durch sein Wirken nicht nur zur Entstehung eines Musiklebens in Krefeld bei, sondern er förderte auch die niederrheinischen Sängerfeste. Überregionalen Ruhm erlangte er durch die Vertonung der „Wacht am Rhein“.
In Krefeld vertonte Carl Wilhelm das im Jahre 1840 von Max Schneckenburger verfasste gleichnamige Gedicht. Das Original der Bronzebüste, gefertigt von Heinrich Walger, wurde 1877 auf dem Ostwall gegenüber der damaligen Kreissparkasse aufgestellt. Seit 1985 steht eine Neufassung von Peter Bertlings aus Keramik im Stadtgarten in der Nähe des Musikpavillons. Das inzwischen mehr als 130 Jahre alte Bronze-Original lagert im Kaiser-Wilhelm- Museum, der Taktstock im Jagdschloss der Burg Linn.
Der Kaufmann (1765 - 1835) gehörte zu der in Krefeld bekannten Familie de Greiff, die über Generationen hinweg vor allem in Seidenhandel und -fabrikation sowie im Weinhandel tätig war. Anton ist der Enkel des Rohseidenhändlers Johann Anton de Greiff. „Sein Geschäft hieß ,Im Zulast’“, erläutert Paggen, „nach einem alten Weinmaß benannt, lag es an der Ecke Friedrich-/St.- Anton-Straße.
Es wurde 1901 abgerissen. An der Hausnummer 13 wurde später das jetzt in Abriss befindliche Sparkassen-Gebäude errichtet.“ Die andere de-Greiff-Linie wird von Cornelius („Knelles“) vertreten, dem fast ganz Linn einschließlich Burg und Jagdschloss gehörte.
Das älteste Denkmal Krefelds im Stadtgarten ist das Veteranendenkmal, das am 18. August 1852 zu Ehren der Teilnehmer an den napoleonischen Feldzügen errichtet wurde. Der napoleonische Adler, der darüber schwebt, bestimmt auch die Rückseite des Denkmals. Die Namen der im Dienste Napoleons gefallenen oder später gestorbenen Söldner aus Krefeld sind schwer zu entziffern. 97 sind es, „das geht aus den Aufzeichnungen von Carl Schehl hervor, dessen Name ebenfalls auf dem Denkmal zu finden ist“, sagt die Stadtführerin.
Entworfen hat das neugotische Denkmal der Architekt Friedrich von Schmidt. Für Krefeld entwarf der 1899 geadelte Baumeister noch die St.-Gertrudis-Kirche in Bockum, die St.-Stephan-Kirche sowie 1853 die Grabplatte für Susanne von Loevenich, geborene von der Leyen. Bildhauer Christian Mohr schuf die Figur des Grenadiers.