Stadtteil-Check Mitte: Der Stadtteil der Kultur

Ob freie Szene oder städtische Einrichtung — in der Stadtmitte brummt das Angebot. Das kann für das Überleben der City wichtig werden.

Der frühere Kulturdezernent Roland Schiffer in der Mediothek.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Theater, Mediothek, Kaiser-Wilhelm-Museum, VHS : In der Stadtmitte ballt sich das Kulturangebot. Hinzu kommt die lebhafte freie Szene mit Jazzkeller, GKK, Kunstverein und zahlreichen Galerien. Was bedeutet das für den Stadtteil Mitte und wie könnte sich das auf das Zusammenleben künftig auswirken - gerade wenn das Internet der Einkaufsmeile mächtig Kunden abspenstig macht? Darüber haben wir mit dem langjährigen Kulturdezernenten Krefelds, Roland Schiffer, gesprochen.

Für das Überleben der Innenstädte ist eine Mischung notwendig, ist er überzeugt. Die Mischung von Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Freizeit aber auch die architektonische Qualität müsse stimmen. „Insofern kann die Kultur einen wichtigen Beitrag leisten, um die Innenstädte trotz Interneteinkauf lebendig zu halten.“ sagt Schiffer. Immerhin beschäftigen die Kultureinrichtungen ja auch eine ganze Reihe von Menschen, die wiederum in der Stadt leben und einkaufen.

Voraussetzung sei einerseits, dass die Kultureinrichtungen untereinander kooperieren und sich austauschen. Vor allem aber, dass die jeweiligen Leiter kommunikativ sind und mit ihren Angeboten auch nach draußen gehen.

Hier sei Krefeld schon auf einem guten Weg, da viele Einrichtungen sich an Veranstaltungen wie Kultur findet Sta(d)tt beteiligen und sich öffentlich präsentieren. Schiffer: „Ich habe bei der Suche nach Institutsleitern immer darauf geachtet dass sie nicht nur im Tempel bleiben.

Das ist in den meisten Fällen auch gut gelungen. Selbst wenn sie regionale oder sogar überregionale Bedeutung haben, wie das Theater oder das Kaiser-Wilhelm Museum, haben die städtischen Einrichtungen den Auftrag , für den Bürger da zu sein. Und das geht nicht, indem man ein Plakat aufhängt und wartet, dass jemand kommt.“

Berührungsängste sieht Schiffer jedoch nicht: „Eine Indienstnahme der Kultur für kommerzielle Zwecke — das ginge sicher zu weit. Aber wenn sich Theater, Musikschule oder Galerien an einem verkaufsoffenen Sonntag oder Krefelder Samstag beteiligen, wäre das wünschenswert. Wenn es darum geht, die Gesamtheit der Innenstadt zu stärken, ist auch die Kultur gefragt.“

Gute Ansätze sieht der ehemalige Kulturdezernent in der Zusammenarbeit der Akteure wie Mediothek und Theater und im Kulturrat, in dem die unterschiedlichsten Kulturträger vertreten sind. Schiffer sieht aber auch die Grenzen des Engagements. denn eine Ausweitung der Öffnungszeiten, Teilnahme an Wochenend- oder Abendveranstaltungen verursachen zusätzliche Personalkosten und die haben die Institute nicht.

Schiffer schlägt vor, ein paar alte Ideen erneut zu prüfen, die für mehr (Kultur-)-Leben in der Stadtmitte sorgen könnten. So hatte Innenstadtkoordinator Eckard Lüdecke mal vorgeschlagen, im Pflaster einen Seidenfaden durch die Stadt zu ziehen, der die Besucher zu wichtigen und interessanten Punkten führt. „Darüber sollte man noch mal nachdenken, um die Menschen an die Besonderheiten ihrer Stadt heranzuführen.“

Kunst im öffentlichen Raum könne sicherlich auch dazu beitragen, setze aber wieder ein Budget voraus. Auf jeden Fall sollte man aber die Idee des Kulturplatzes am Theaterplatz nicht aus den Augen lassen — „gerade jetzt, wo über die Zukunft des Seidenweberhauses nachgedacht wird“, sagt Schiffer.

„Wenn man hier ein gehobenes Hotel mit Stadthalle ansiedelt und das Kulturbüro herholt, hat man zusammen mit Theater und Mediothek den Kulturplatz, über den man vor 15 Jahren schon mal gesprochen hat und könnte den Platz für zusätzliche Veranstaltungen nutzen.“

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