Uerdingen Chorgemeinde feiert 120-Jähriges
Uerdingen · Am Sonntag, 29. September, findet ein Konzert in der Michaelskirche statt — der Eintritt ist frei
Die evangelische Chorgemeinde Uerdingen feiert jetzt ihren großen, 120. Geburtstag. „Damit sind wir genauso alt wie Schalke 04“ sagt Pfarrer Uwe Kaiser im Festgottesdienst und schmunzelt ebenso wie die Gemeinde. Das schöne Jubiläum wird mit viel Musik Ende dieses Monats gefeiert. Natürlich mit den Protagonisten und dem Chorkonzert „Träumende Bäume“, einem musikalischen Märchen unter Mitwirkung des Rheinischen Oratorienorchesters und Solisten.
Es war am Abend des Gründonnerstags 1904. „Zur Bereicherung der ersten Abendmahlsfeier mit Einzelkelchen trat im Pfarrhaus eine Anzahl stimmbegabter Damen zusammen und übte unter Leitung der Frau Pastor Kraemer aus Krefeld die Abendmahlsgesänge aus der Monatsschrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst ein“, heißt es in der Chronik.
So sahen die Anfänge der sangesfreudigen Gemeinschaft aus. Das war der erste Versuch, den Kunstgesang in den Gottesdienst einzuführen und einen gemischten Chor zusammen zu stellen. Offiziell vollzogen wurde die Gründung am 7. November 1904 in einer Gemeindeversammlung. Erster Dirigent war Realschullehrer Friedrich Winterhoff. Damals kamen 62 Sängerinnen und Sänger zusammen.
Pfarrer Christoph Tebbe sagt heute: „Unser Chor hebt die großen kirchlichen Anlässe wie Karfreitag, Ostern und Weihnachten noch einmal heraus. Sogar in Corona-Zeiten hat er draußen gestanden, geprobt und gesungen. Ich bin stolz auf ihn.“
Elke Kaiser ist 1967 als Konfirmandin in die Gemeinschaft eingetreten und mit einer Unterbrechung – als wie woanders wohnte – stets dabei gewesen. „Singen ist gut für die Seele. Kirchenmusik ist schön“, weiß sie. „Dabei kann ich nach einem stressigen Tag entspannen. Die Gemeinschaft ist für mich sehr wichtig geworden. Wir verstehen uns gut und unternehmen auch viel gemeinsam.“ Ihr Lieblingslied lautet: „Der Herr ist mein Hirte.“ Bei ihrem Eintritt waren es 30 Chormitglieder, heute sind es 23.
Bernd Liffers ist der heutige Chorleiter und arbeitet mit der Sängergemeinschaft sogar übers Pensionsalter hinaus. „Der Chor ist mir ans Herz gewachsen. Ich mache das gerne“, berichtet der Kirchenmusiker. Er sagt auch: „Wir haben ein Nachwuchs-Problem. Die jungen Leute wollen und können sich heute oft nicht mehr binden. Zu einzelnen Projekten kommen sie gerne. Aber nicht mehr einmal pro Woche zur Probe.“ Außerdem verliere die Kirche an Bedeutung, findet er.
Das Jubiläum wird jetzt mit viel anspruchsvoller Musik gefeiert. Liffers: „Die ,Träumende Bäume`, das musikalische Märchen von Michael Lippert, ist anspruchsvoll. Ich habe mit ,augenblickmal` ein Stück für Streicher und Klavier geschrieben, das wir aufführen. Dabei wirkt auch Mihyun Brüchner, die Leiterin unseres Gospel-Chores, mit ihren Sängerinnen und Sängern mit.“
