Ausgrabungen: Zwei Stufen bis ins Mittelalter
Linner Archäologen stießen in der Burg zufällig auf einen alten Fußboden.
Krefeld. Die Burg Linn hat immer noch ihre kleinen Geheimnisse. Nur per Zufall kam der Linner Museumschef Christoph Reichmann jetzt einem weiteren bauhistorischen Detail auf die Spur.
Vor einigen Wochen hatte sich nämlich im Innenhof der Burg, in der Nähe der Turmtreppe zum oberen Rittersaal, der Boden abgesenkt. Was zu der Vermutung führte, dass hier vielleicht ein alter Brunnen zu finden sei. Dem war nicht so. Bei einer Sondage fand man nur die Reste eines vermoderten Baumstumpfs, der bei der ersten Renovierung der Burgruine durch Albert Steeger zurückgelassen worden war. Allerdings: Gleich nebenan, in einer Tiefe von etwa 70 Zentimetern, stieß man unvermutet auf einen Ziegelfußboden.
Dieser stammt aus einer Zeit um etwa 1480, spätes Mittelalter also. Hier muss schon früh die Burgküche gestanden haben, was durch Hinweise auf einen Kamin und den Wasserablauf eines Spülbeckens, der durch die Außenmauer führte, gesichert ist. Scherben, die sogar bis ins 13. Jahrhundert datieren, belegen dies. Ganz in der Ecke der kleinen, von Uwe Girndt geleiteten Grabung, kann man jetzt auch deutlich die letzten Reste der ersten steinernen Außenmauer aus dem 12. Jahrhundert erkennen. Der Tuffstein, aus dem auch das lange nicht mehr vorhandene Turmhaus errichtet worden war, ist vom Zahn der Zeit stark angenagt.
Weitere Grabungen im Stadtgebiet sind geplant, aber zeitlich noch nicht näher bestimmt. Zu den größten Vorhaben gehört sicherlich ein Grabungsschnitt durch ein Gelände zwischen Rather und Alter Rather Straße, wo demnächst Neubauten geplant sind. Fraglich ist auch, wann mit der Suche nach der exakten Lage des Uerdinger Obertors begonnen wird. Reichmann will nach dem ersten Schnitt durch die Landwehr in Forstwald noch eine weitere Sondierung in der Nähe des Stockhofs unternehmen, weil dort der Verlauf durch Abtragungen im Gelände noch ungeklärt ist. An dieser Stelle soll demnächst ein Golfplatz entstehen.
Das Wichtigste - außerhalb der Grabungen - zuletzt: Mitte Juli soll mit der Sanierung der Remise und des Ecktors im Südwesten der Vorburg begonnen werden. Wie die WZ mehrfach berichtete, gibt es hier katastrophale Bauschäden: Remise und Turm sacken ab in den seit Jahrhunderten an dieser Stelle zugeschütteten ehemaligen Mühlgraben. Für die Renovierungen in der Vorburg und am Paschhof stehen rund 480 000 Euro zur Verfügung. Zuschüsse vom Land sind nicht zu erwarten.