Bezirksvorsteher Hengst will mehr Demokratie wagen

Krefeld. Die Tradition zu pflegen, gehört zu Uerdingen, findet Jürgen Hengst. Deshalb hat der neue Bezirksvorsteher der Rheinstadt auch nur kurz gezögert, als es darum ging, zum Start der Kirmes den Zylinder auf dem Rathausbalkon zu schwenken.

Foto: Dirk Jochmann

„Ich habe wohl nichts großartig Falsches dabei gemacht“, sagt der 63-jährige Sozialdemokrat mit einem Lächeln.

Dass er das Amt auf Dauer bekleiden wird, kann er allerdings nicht versprechen: „Falls es in dieser Legislaturperiode nicht gelingt, dass das Projekt Rheinblick kommt, werde ich über einen Rücktritt als Bezirksvorsteher nachdenken“, erklärt er. „Ich habe das Amt auch angenommen, um mich für das Projekt einsetzen zu können. Die Verwaltung will es, die Bürger, die Investoren und die Politik auch. Es muss gelingen.“ Als stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Sprecher der SPD im Planungsausschuss will er sich ebenfalls für das Wohnen am Rhein einsetzen.

Private Interessen müssten dabei mit städtischen in Einklang gebracht werden. Vor einiger Zeit habe er sich darüber mit dem österreichischen Rheinblick-Investor Hans Pall und dem Uerdinger Grundbesitzer Heinrich Yoksulian unterhalten. „Pall hat gesagt, dass er das hinbekommt. Yoksulian ist in gute Gespräche mit der Verwaltung eingetreten, die die meisten seiner Belange dort berücksichtigen wird.“

Hengst ist 1970 in die SPD eingetreten, weil er von der Politik Willy Brandts „absolut überzeugt war und ist“. Besonders beeindruckt war er über einen Satz in Brandts Regierungserklärung, als dieser sagte: „Wir wollen mehr Demokratie wagen.“ Als Lehrer am Gymnasium in Strümp habe er die Aussage immer wieder mit Schülern diskutiert. Vor allem über das „Wir“, das sowohl Bürger als auch Politiker einbeziehe.

Es bestehe auch die Frage, wie weit man Bürgerwünsche bei der Durchsetzung von Projekten berücksichtigen könne. Womit er wieder bei seinem Lieblingsthema Rheinblick ist.

„Wir müssen Krefeld und Uerdingen insgesamt attraktiver machen.“ Vor allem Uerdingen stehe auf der Verliererseite. Mit Rheinblick gebe es die große Chance, die Attraktivität der Rhein- und der Gesamtstadt eindeutig zu verbessern.

Ein weiteres Projekt, das Hengst vorantreiben will, ist der Brempter Hof, nachdem die „Planungsgemeinschaft Brempter Hof“ von dem Abschluss eines Optionsvertrags für das Objekt, in dem Wohnen für Jung und Alt eingerichtet werden sollte, absieht (die WZ berichtete). Laut Ratsbeschluss soll das Objekt für eine knappe Million an die Düsseldorfer Denk.malgut Immobiliengesellschaft mbH veräußert werden. Hengst: „Im denkmalgeschützten Gebäude sollen Wohnungen entstehen.“

Der Vorsteher will auch die Bücherei innerhalb eines „Quartierszentrums“, das ähnlich dem des Stadtumbaus West förderungswürdig ist, wiederbeleben. Darüber hinaus betont er, wie wichtig die Betriebserweiterung bei Siemens und der Standort von Currenta seien. „Krefeld wird weiter Gewerbesteuern aus Uerdingen bekommen“, ist er sich sicher.