Bunker-Abriss: Der Beton-Riese bröckelt

Die alten Mauern des Bunkers am Röttgen brechen unter den Baggern zusammen. Details des neuen Gebäudes sind in der Diskussion.

<strong>Krefeld. Mit einer Schere wird dem Koloss aus Beton zu Leibe gerückt. Am Dienstag bringt ein Schwertransporter das mehr als zwei Meter lange und furchtbar schwere Gerät zur Baustelle Am Röttgen. An einem 200-Tonnen-Bagger befestigt, wird damit der Uerdinger Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg Stück für Stück abgetragen. Ganz ohne Sprengung - aus Rücksicht auf die eng um den Platz angesiedelte Nachbarschaft. Die muss auch so schon genug Lärm, Dreck und Betriebsamkeit durch die Großbaustelle ertragen. Genießt aber im Gegenzug schon seit Wochen ein spannendes Schauspiel: Rentner, Kinder, Hausfrauen, Geschäftsleute - "eigentlich steht immer jemand am Bauzaun und fragt, was wir machen. Wir könnten Eintritt nehmen", grinst Reinhold Konrad. Der 53-Jährige ist Baustellenleiter und Fachmann in Sachen Abriss. "Wir hoffen, in sieben Wochen fertig zu sein", kalkuliert Konrad.

"Als die fünf Tonnen schwere Abriss-Kugel auf die Wand schlug, dachte ich: So muss es gewesen sein, als die Bomben fielen im Krieg." Reinhold Konrad, Baustellenleiter

Ein knapper Zeitplan, könnte man meinen angesichts der vergleichsweise kleinen Löcher, die in drei Wochen ins Dach und in eine Wand des Beton-Riesen gehauen worden sind. "Am Tag schaffen wir höchstens drei Quadratmeter", bestätigt Baggerfahrer Uwe Groh, der mit einem Meißel an seinem 20-Tonner mühsam die Wände mürbe klopft. Doch nur so wird die Beton-Schere gut greifen und die 1,50 Meter dicken Wände zerbröseln können, die zusätzlich mit einer Abrissbirne durchschlagen worden sind. "Als die fünf Tonnen schwere Kugel drauf prallte, habe ich mich in den Bunker gestellt. Ungefähr so muss es gewesen sein für die Menschen, die Schutz suchten, als im Krieg die Bomben fielen", sagt Konrad. Durch zerbrochene Ziegeln, vorbei an Bergen von Stahl und aufgehäufter Erde, watet er durch schlammigen Matsch und tiefen Reifenspuren der Bagger zurück zum Bauwagen. "Schöne Sachen" haben er und seine zehn Kollegen gefunden: Ein metallenes Vereins-Wappen der "Fettsäck" und eine Uerdinger Rundschau von 1954, berichtet er. Der Bunker ist immer wieder an Vereine oder Musikgruppen als ungestörter Probenraum vermietet worden.

Ansonsten ist es eher ungemütlich in dem 24 Meter hohen, 15 Meter langen und 22 Meter breiten Gebäude. Es ist feucht, kühl und stockdunkel, wie Konrad erfahren hat. "Auf dem Weg aufs Dach ist mir im siebten Stock die Taschenlampe aus der Hand gefallen. Ich musste mich mühsam wieder runter tasten."

Zeitplan Ende nächster Woche wird die Freigabe zum Abbruch der zweiten Schule erwartet. Die Abrissarbeiten sollen in zwei Monaten erledigt sein. Das neue Geschäftshaus soll Mitte nächsten Jahres Am Röttgen stehen.