Festakt: Ein Plädoyer für den Duft von Seidelbast

Der Naturwissenschaftliche Verein feiert sein 150-Jähriges mit vielen Gästen.

Krefeld. Der Sturm ließ die Hüte auf der Brücke zur Burg Linn am Samstagmorgen nicht fliegen. Den vielen Ehrengästen beim Festakt zum 150-jährigen Bestehen des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Krefeld im Rittersaal kündigte Vorsitzender Prof. Wulf Habrich aber den Frühling an, der ja solchen Stürmen folgt, einen Frühling auch für den Verein, einen der ältesten in Deutschland.

Irgendwie muss die naturwissenschaftliche Neugier den Krefeldern einst im Blute gelegen haben. So erinnerte Oberbürgermeister Gregor Kathstede in seinem Grußwort an Friedrich Wilhelm Hoeninghaus, der 1828 bei Goethe zu Gast war und dem großen Geist von Weimar Muscheln schickte. Die Landespolitikerin Marie-Luise Fasse erinnerte an Alexander von Humboldt, der laut Daniel Kehlmanns Roman "Die Vermessung der Welt" im Urwald am Orinoko die Läuse auf den Köpfen der Indios zählte.

Sie brach eine Lanze für die Volksbildung und nahm die Tätigkeiten des feiernden Vereins als ein Paradebeispiel dafür, wie Neugier, ohne die keine Wissenschaft funktioniert, zu fördern sei. Und sie fand dann auch hohes Lob für das Engagement des Landes in Sachen Spitzenforschung.

Die Reihe der Ehrengäste war lang an diesem von Flötenmusik untermalten Vormittag. Wulf Habrich musste nur in die Runde schauen, um keinen zu übergehen, eine illustre Gesellschaft. Natürlich war die Krefelder Landespolitik vertreten. 50 und mehr Jahre ist so mancher Mitglied des Vereins. Habrich verwies auf Kooperationen mit Schulen.

"Der Duft von Seidelbast" - ist er weniger wert als eine Oper? Die Täler und Moore - sind sie weniger als eine Architektur? Prof. Wolfgang Schumacher fragte in der eigentlichen Festrede "Mohn oder Monet" danach, was uns Natur und Landschaft wert sind. Er sah eine rapide Abnahme von Kenntnissen der Natur. Kultur und Landschaft: "Das sind zwei Seiten einer Medaille." Es gebe viele Pläne zum Umdenken. Allerdings fehle die Umsetzung.

Einen Parforceritt durch 150 Jahre Naturwissenschaften unternahm Prof. Josef Klostermann vom Geologischen Dienst - und setzte sich passend zu den Zeiten verschiedene Hüte auf. Mit dem Schiller-Spruch "Nur das Suchen ist Leben, das Wissen ist der Tod" sprach er von seltsam heiteren Begebenheiten in der Geschichte der Naturforschung, gab ein Plädoyer dafür ab, nie mit dem Fragen aufzuhören und versprach eine spannende Zukunft.