Ein „Schulfilter“ verhilft zu einem sauberen Internet
Das Berufskolleg Uerdingen beteiligt sich am Kinder- und Jugendschutz-Projekt. Dabei werden störende Seiten gesperrt.
Uerdingen. Sechs von zehn Kindern sind im Internet regelmäßig Pornografie ausgesetzt, besagt die Studie "EU Kids Online". Meistens stoßen die Kinder zufällig auf die Seiten. Es reicht schon, wenn Kinder aus Spaß ihren Vornamen ins Adressfeld eingeben.
Unter dem scheinbar harmlosen Namen Vanessa verbirgt sich etwas, dass für Kinderaugen nicht gedacht ist. Doch auch für Jugendliche sollten diese Seiten tabu sein. Das Berufskolleg Uerdingen hat pornografischen und anderen jugendgefährdenden Internetseiten mit Hilfe einer Internet-Filtertechnologie einen Riegel vorgeschoben.
"Wir wollen so etwas an unserer Schule nicht", sagt Hans-Jürgen Steffens, der Leiter des Berufskollegs. Die Schule habe einen Erziehungsauftrag, und dazu gehöre auch die Vermittlung und Anerziehung eines ethischen Bewusstseins.
Bereits im Februar hat sich das Berufskolleg als erste Schule für das Pilotschulen-Programm "Kinder- und Jugendschutz im Internet" angemeldet. Die Patenschaft hat Oberbürgermeister Gregor Kathstede übernommen. "Mit dem ,Schulfilter plus’ können Lehrer für den Unterricht benötigte Websites kurzzeitig freigeben und störende Inhalte sperren", erklärt Andreas Klett, Geschäftsführer der "Time for kids foundation".
Pornografische Seiten, Seiten mit Inhalten wie politischer Extremismus, Gewalt, Drogen, Foren zur Magersucht oder Selbstverstümmelung sind prinzipiell verboten. Insgesamt sind nur 25 Prozent der Internetinhalte bildungsrelevant.
Ralf Peters, Lehrer und IT-Beauftragter am Berufskolleg Uerdingen, begrüßt den Einsatz des Programms. "Die Lehrkräfte werden in ihrer Aufsichtspflicht erheblich entlastet." Schüler kämen erst gar nicht in die Versuchung, während des Unterrichts im Internet zu surfen oder zu chatten.
Der "Schulfilter plus" funktioniert über eine "künstliche Intelligenz" und mathematische Wahrscheinlichkeit. Durch Symbolanalyse und Textsemantik erkennt er kritische Inhalte und ordnet sie in über 60 Kategorien ein. Das dauert seine Zeit, da täglich über 100000 Seiten hinzukommen. Das Nutzerprinzip erlaubt dem Lehrer, selbst zu entscheiden, welche Kategorien er sperrt oder zulässt.
"Ziel des Projekts ist es, in jedem der 54 Kreise und kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen ein Zeichen für ein sauberes Internet zu setzen", erklärt Klett. Städte wie Köln, Leverkusen, Erkrath und Gelsenkirchen haben ihre Schulen bereits flächendeckend mit dem Schulfilter Plus ausgestattet.
Doch nicht nur die Schulen sollen motiviert werden, diese Software zu nutzen, sondern auch die Eltern. "Über 80 Prozent der Eltern wissen nicht, was ihre Kinder im Internet treiben", so Klett. Dabei ist es wichtig, für eine altersgerechte Internetnutzung zu sorgen.