WZ-Bus: Uerdinger lieben ihren Tunnel
Die Rheinstädter freuen sich über den Durchstich am Bahnhof.
Uerdingen. Ein Uerdinger durch und durch ist Manfred Hennig, das fällt schon bei seinen ersten beiden Sätzen auf. "Da drüben, Ecke Bahnhofstraße, wohne ich seit 1940. Und hier vorne im Bahnhofsgebäude wurden wir als Kinder eingesperrt, wenn wir verbotenerweise Fußball gespielt haben", lacht der 69-jährige.
Als geborener Uerdinger ist Hennig nicht bloß angetan vom fast abgeschlossenen Tunneldurchstich zur Lange Straße am Bahnhof, mehr noch: Er ist begeistert. "Dass ich das noch erleben durfte, ist wirklich schön", strahlt er übers ganze Gesicht. "Der Durchstich ist eine Herzenssache für alle alteingesessenen Uerdinger, einfach grandios." Nur eine Tatsache verwundert ihn wirklich: "Auf den Fotos kam mir der Tunnel länger vor. Er ist doch recht kurz geworden."
Wie Hennig ist auch Herbert Kamp gebürtiger Uerdinger. Der 72-jährige hat 32 Jahre im Bayer-Werk gearbeitet. Ihn freut vor allem die Zeit- und Wegersparnis durch den Tunnel: "Es ist jetzt viel bequemer als vorher, den Bahndamm zu passieren. Vorher musste ich immer einen kleinen Spaziergang einplanen, um auf die andere Seite zu kommen."
Angelika Eichendorf weiß genau zu erzählen, wie lange der fehlende Durchstich von den Bewohnern des Stadtteils schon herbei gesehnt worden ist: "Schon mit meinen Eltern, die 1939 hierher in die Rochadenstraße gezogen sind, habe ich mich oft darüber unterhalten, dass so ein Durchstich eine tolle Sache wäre. Jetzt nutzen wir den Tunnel jeden Mittwoch und Samstag, um zum Wochenmarkt zu gelangen."
Was die Uerdinger Einwohner besonders freut, ist die Sauberkeit des Bauwerks. Hannelore Makuse, die seit 30 Jahren in Blickweite zum Bahnhof wohnt, lobt die Hygiene im Vergleich zum Tunnel Lange Straße/Niederstraße, den sie verächtlich nur als "Pippitunnel" bezeichnet: "Hoffentlich ist er noch lange so schön."
Rosemarie Rehbein wohnt seit 1968 in Uerdingen und liebt die Stadt: "Der Bau des Tunnels ist ein tolles Ereignis für Uerdingen. Ich war mit meinem Mann fast jeden Tag hier, um Fotos von der Baustelle zu machen", sagt die 66-jährige, ehe sie ein Album mit ihren Schnappschüssen rumreicht.
"Endlich ist der Tunnel da", freut sich auch Horst Teske. Der 75-jährige lobt die schnelle Fertigstellung des Baus: "Die ausführende Firma hat sehr gut gearbeitet." Sorgen macht sich der Anwohner der Linner Straße nur um die Verschmutzung durch Graffiti. Ein Problem, das auch Christel Seidel umtreibt: "Der Tunnel wird bestimmt verschmutzt", ist sie überzeugt. Dennoch sei der Durchstich eine wunderbare Sache. "Ich bin gerade zum ersten Mal hindurch gegangen", sagt die Uerdingerin.
Hanni van den Boom, Anwohnerin der Augustastraße, ist hingegen schon öfter durch den Tunnel gegangen. "Auch zum Spazierengehen ist der Tunnel praktisch. Ich bin ganz schnell im Stadtpark und alle haben Vorteile durch den Durchbruch", lobt sie.
Doch nicht nur die Uerdinger, auch Bewohner aus anderen Krefelder Stadtteilen sind froh über die neue Errungenschaft: Der 57-jährige Hans-Heribert Melchers ist zwar Oppumer, doch findet auch er den Durchgang sehr praktisch. "Er ist unbestreitbar eine Bereicherung für Uerdingen", sagt Melchers.
Nur der Müll, der jetzt schon im Tunnel liege, macht ihm Sorgen: "Hoffentlich werden die Mülltonnen bald aufgestellt." Auch Herbert Kamp brennt ein "Schandfleck" noch auf der Seele: "Wenn sich jetzt noch ein Investor fände, der das alte Bahnhofsgebäude renoviert, wäre hier alles super."