Festival: Spitzen-Musik im Schatten der Burg Linn
Jazz an einem Sommerabend trotzte erfolgreich der starken Konkurrenz.
Krefeld. Im nahen Geldern führte Moers-Festival-Veteran Burkhard Hennen sein neues Musikmarathon OffsideOpen am gleichen Wochenende durch, darüber war der Jazzklub Krefeld (JKK) mit Sorge um sein "Jazz an einem Sommerabend" auf der Burg Linn im Vorfeld nicht glücklich. Aber dann wurde alles gut. Die Besucherzahl vom Vorjahr wurde mit jetzt über 700 Zuschauern klar übertroffen. Und das wegen des Ausfalls einer anderen Band kurzfristig als Topact engagierte Trio des Saxophonisten Christof Lauer erwies sich keineswegs als Lückenbüßer.
Auf der Wiese der Vorburg sorgte die Sweet Emma New Orleans Brass Band vor Beginn dafür, dass man sich in der Schlange vor der Kasse nicht langweilen musste. Im Burginnenhof fand man zunächst noch so wenig Gäste vor, dass man die Bedenken der JKKler wegen der Konkurrenz verstehen konnte. Aber während des Sets von Bret Willmott und seinen Bret's Frets füllten sich die Reihen.
Willmott ist Gitarrenlehrer am Bostoner Berklee College of Music und hat in seiner Band mit Philipp van Endert, Christian Röver und Markus Segschneider drei seiner deutschen Schüler um sich geschart, längst alles Spitzenkönner. Kurt Billker (dr) und Andre Nendza (b) bildeten die Rhythmusgruppe für die E-Gitarristen.
Charlie Mariano (as) - inzwischen 82 Jahre alt - und Dieter Ilg (b) hatten die hiesigen Jazzfans schon im Frühjahr begeistert, jetzt kamen sie auf die Burg mit dem Argentinier Quique Sinesi (g) als Triopartner. Farblich setzte dieser der Musik seinen Stempel auf, der klassisch geschulte Virtuose verpasste fast allen Stücken mit seiner akustischen Gitarre einen sanften Latintouch.
Ilg zauberte am Kontrabass einen meisterhaft dichten Begleitteppich, Marianos Soli ähnelten auf Dauer einander, auch wenn er das Klischee von der altersuntypischen Vitalität nach wie vor zu erfüllen vermag.
Zum Abschluss Jazz vom Feinsten. Der eher an amerikanischen Vorbildern geschulte deutsche Spitzensaxophonist Christof Lauer traf auf einen der prominentesten Vertreter der sogenannten imaginären Folklore aus Frankreich, den Ausnahmetubisten Michel Godard, und Patrice Héral mit seinem quicklebendigen Freefunk-Schlagzeug trieb die beiden zu Bestleistungen an - herrlich.