Klösters will Kraftwerk bauen
Am Wendebecken soll ein Zementwerk entstehene. Die Stadt muss jetzt Stellung dazu nehmen.
Krefeld. Mit Argusaugen verfolgt Uerdingens Bezirksvorsteher Elmar Jakubowski Pläne der Kempener Josef Klösters KG. Sie will auf ihrem Grundstück am Hafenwendebecken ein Zementwerk mit einer Jahresproduktion von 1,5 Millionen Tonnen bauen.
"Da werden noch viele Gutachten nötig sein", warnt der CDU-Politiker. Er sieht "seinen" Stadtteil in einem Dreieck zwischen Müllverbrennungsanlage im Norden, dem geplanten Kohlekraftwerk im Chemiepark im Nordwesten und dem Zementwerk. Dabei sei Uerdingen gerade im Aufwind, so Jakubowski.
Ein klares "Nein" kommt vom stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden Jürgen Hengst: "Mit uns wird es keinen Müllofen im Hafen geben."
Denn zur Verbrennung von Kalkstein ist viel Energie nötig. Und die will das Kempener Unternehmen mit einem Kraftwerk produzieren. Verbrannt werden sollen "Altholz, geschredderte Altreifen, Kunststoffabfälle, Reste aus der Papierproduktion, Klärschlämme und Altöl", sagt Firmenchef Josef Klösters gegenüber der WZ. Dieses "Material, das auf der Positiv-Liste steht", würde sonst sinnlos durch den Kamin gejagt, beschreibt Klösters.
Einen Jahresbedarf von mehr als 260 000 Tonnen nennt der Unternehmer "aus der Luft gegriffen", denn es käme auf den Heizwert an. Der müsse etwa 120 000 bis 140 000 Tonnen Steinkohle oder 150 000 bis 200 000 Tonnen Braunkohlestaub entsprechen. Keinesfalls, so Klösters, werde etwa Müll aus Italien importiert, den die Entsorgungsgesellschaft Krefeld (EGK) vor Jahren in Strom verwandelte.
Eine direkte Konkurrenz sieht EGK-Geschäftsführer Gerd Mützenich nicht, wenngleich Klösters auf dem Markt durchaus Abfälle "abgreifen" werde. Das Problem der Kraftwerke für die Zementproduktion sind die relativ hohen Stickoxidwerte und das aufwändige Aufarbeiten der Sekundärbrennstoffe. Zement muss möglichst hell sein.
Der Stadt liegt zur Stellungnahme ein Genehmigungsantrag des Unternehmens an die Bezirksregierung vor. Planungsdezernent Thomas Visser betont, dass "auch die Summe der Emissionen zu betrachten ist, wenn neben einem Steinkohlekraftwerk auf dem Bayer-Gelände auch im Hafen ein Kraftwerk betrieben wird." Visser glaubt, dass die Stadt "in ein paar Tagen mehr sagen kann". Erste Gespräche über das Zementwerk gab es schon vor Jahren mit dem Kempener Unternehmen.
Josef Klösters weiß, dass "nun jeder versucht, politische Munition aus dem Vorhaben zu ziehen", die Diskussion um eine Hochtemperaturverbrennung "wieder aus der Schublade gezogen" werde. Seinem Unternehmen lägen Gutachten vor, dass die Anlage "nach allen Werten an dieser Stelle genehmigungsfähig ist".
Sie befände sich in einem ausreichenden Abstand zu einem Kraftwerk im Chemiepark. Über Kosten und CO2-Emissionen wollte Kösters keine Angaben machen. Aber über die Zahl der Arbeitsplätze: "Im Werk werden 100 Leute beschäftigt." Kritikern empfiehlt er den Besuch des Zementwerkes in Karlstadt im Main-Spessart-Kreis: "Idylle am Fluss."