Kraftfahrer kämpften 1920 in einem Verein für ihre Rechte

Protokolle der Vereinigung geben Aufschluss über damalige Zeit.

Krefeld-Uerdingen. Eine aufmerksame Leserin überbrachte kürzlich der Stadtteil-Redaktion eine „historische“ Kladde. In ihr hat ein Schriftführer penibel festgehalten, wann und wie viele Sitzungen die 1920 gegründete Gruppe „Vereinigte Kraftfahrer Uerdingen am Rhein“ abgehalten hat.

Die Protokolle reichen von den Jahren 1920 bis 1925. Für Geschichtsbewusste: Das war die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, als die Weimarer Republik entstand und die belgische Besatzung das Sagen hatte. Im Jahr 1923 gab es die Separatistenunruhen und eine Inflation mit nachfolgender Währungsreform.

Auf den rund 190 Seiten hat Schriftführer Jul. Laubmeister detailliert festgehalten, wie sich das Vereinsleben der am 7. Juli 1920 gegründeten Vereinigung entwickelte. Erster Vorsitzender wurde August Krull, der 1922 sein Amt an den zweiten Vorsitzenden, Heinrich Honnen, abgab.

Schon fünf Monate nach der ersten Zusammenkunft feierte man eine öffentliche Gründungsfeier. Die hatte der Vergnügungsausschuss vorbereitet und für alle Teilnehmer gab es ein Festabzeichen „in den Farben weiß-rot-weiß-rot“.

Streng war man auch, denn „wer ohne triftigen Grund am Feste nicht teilnimmt, muss 20 Mark Strafe zahlen“, lautet die Eintragung. Dass es bei der Tombola nur Lebensmittel gab, lässt auf die mangelhafte Versorgungslage in den Nachkriegsjahren schließen.

Nach längerer Diskussion wurde im Jahre 1922 die Eintragung ins Vereinsregister vollzogen. Und im Jahre 1923 vermerkt die Chronik einen Monatsbeitrag von 5000 Mark. Ein paar Sitzungen später sind es nur noch 0,50 Goldmark.

Mehrmals, so kann man lesen, sind säumige Mitglieder „ausgetreten worden“.

Die Gesellschaft bot auch Geselliges: Zum Ausflug im Jahre 1924 heißt es: Es geht per Lastauto nach Kloster Camp über Krefeld, Hüls, Tönisberg, Schaphuisen und Rheurdt. Abfahrt morgens acht Uhr vom Marktplatz, Rucksackverpflegung.“

An einer Stelle notiert der Schriftführer empört, dass Außenstehende die Vereinigung als „Saufclubb“ bezeichnet hätten.

Selten kommen die eigentlichen Probleme der Kraftfahrer zur Sprache. Im Sitzungsprotokoll vom 17. Oktober 1925 steht, dass der Uerdinger Bürgermeister eine Höchstgeschwindigkeit für Berufsfahrer von 15 km/h für richtig hält.

Die Versammelten sprechen sich jedoch dafür aus, dass die Ober- und Niederstraße in Uerdingen mit 20-25 km/h zu befahren sein sollen. Aus den letzten Eintragungen geht hervor, dass man sich einem größeren Bund anschließen will.