Linn: Das älteste Gartenhaus
Auf einem verwunschenen Gelände am Eltweg steht das kleine Backsteingebäude. Es ist vor rund 300 Jahren errichtet worden.
Krefeld. Auf den ersten Blick ist die Bestimmung des alten Gemäuers nicht zu erkennen. Auf den zweiten auch nicht. Von der einen Seite sieht es aus wie ein kleiner stämmiger Turm. Auf der anderen führt eine mächtige Treppe zu einer kleinen Tür. Ist es das Fragment einer alten Anlage, Schneewittchens Heimstatt oder die sichtbar gewordene Laune eines Ahnherrn? Die Vorfahren sind nicht unbeteiligt. Denn unter hohen Tannen und neben schnatternden Gänsen steht in einem verwunschenen Garten am Linner Eltweg das älteste Gartenhaus am Niederrhein.
1715 ist das kleine Haus errichtet worden, das so gar keine Ähnlichkeit mit einer Laube hat. "Seit drei Generationen ist es im Familienbesitz", erzählt Hausherr Franz-Joseph Nauen. "Ich kann mich daran erinnern, dass wir als Kinder früher bei Großvater Joseph Nauen mit der Karre Äpfel geholt haben." Nauens Kämke nannten die Linner den Garten. "Kämke hat wohl die Bedeutung von Campus, eingezäuntes Land", sagt der 69-Jährige.
Das kleine aber dennoch mächtige Backsteingebäude besitzt einen quadratischen Grundriss. Das dunkle Kellergewölbe mit Naturboden ist durch eine niedrige hölzerne Außentür von der Seite aus zugänglich. Darüber befindet sich ein etwa zehn Quadratmeter großer Raum, der mit Bank, Tisch und Schrank aus altem Holz möbliert ist. Eine massive gemauerte Treppe mit Mauerbrüstungen an beiden Seiten führt von außen in dieses höher gelegene Zimmer. Ein zweites Geschoss bildet den Speicher. Das Haus hat ein hohes geschweiftes Spitzbogendach, das mit Schieferplatten gedeckt und mit einer schmiedeeisernen Wetterfahne versehen ist. Das Gebäude besitzt Sprossenfenster mit Fensterläden und eine Fächertüre. Der Schornstein wurde pilasterartig vor die Gebäudemauer gesetzt.
Von dem alten Schmuckstück ist Dieter Lundström, der Vorsitzende des Stadtverbandes der Kleingärtner, immer wieder begeistert. "Es entspricht mit seinen 24 Quadratmetern bebauter Fläche genau den heutigen Gesetzen", schmunzelt er. Selbst wenn es nicht so wäre: Das kleine Denkmal geschützte Haus darf sowieso nicht verändert werden. "Es ist Freude und Leid für den Besitzer, der das historisch wertvolle Gartenhaus erhalten muss und das ist nicht gerade billig."
"Der Schornstein war brüchig, die Wetterfahne musste restauriert werden, das Dach haben wir reparieren lassen, die Tür erneuert", zählt Nauen die Erhaltungsmaßnahmen jüngster Zeit auf. "Wir können nur Fachleute zu den Arbeiten heranziehen und hoffen auf Zuschüsse, da wir die Pflicht haben, das Haus zu erhalten." Damit das alte Gebäude keinen Schaden nimmt, haben die Pächter des Gartens einige Meter weiter ein kleines Holzhaus errichtet, das sie nutzen.
Die Anlage "Sie wurden früher stets vor der Stadtmauer angelegt, dort wo Platz war. Sie dienten der Ernährung der Menschen, denn Salat und Obst gab es im Laden noch nicht zu kaufen. Oft sind diese Anlagen überbaut worden, als die Städte wuchsen. Nicht so in Linn. Dort befinden sich die Gärten noch um den alten Grundriss herum. Ausgenommen ist natürlich die Strecke entlang der wuchtigen Burg", weiß Elisabeth Kremers, stellvertretende Leiterin des Stadtarchivs.