März 1945: Uerdingen wird zur Frontstadt
Buch: Elisabeth Kremers schildert die letzten Kriegstage im Bunker am Röttgen.
Krefeld. In Uerdingen ging das Gerücht um, dass die Rheinstadt bis auf den letzten Mann verteidigt werden solle. Daher flüchteten die meisten Uerdinger in die Luftschutzbunker. Man rüstete sich mit Lebensmitteln und dem wichtigsten Hab und Gut aus und machte sich auf den Weg. Für die, die abwarteten, war dies kein leichtes Unterfangen, denn am 2. März 1945, um 17.30 Uhr abends, begann die Beschießung Uerdingens. (...) Im überfüllten Bunker am Röttgen richtete eine Fallschirmjäger-Division ihren Gefechtsstand ein. Die Menschenmassen drängten sich dort bereits in den letzten Winkeln zusammen. Aber die erste Etage musste nun für die Truppen geräumt werden. Zeitweise fanden die zusammengepferchten Menschen keinen Platz zum Sitzen, geschweige denn zum Schlafen.
Zeitzeugen berichteten, dass man in der Menschenmenge noch nicht einmal hätte umfallen können. Schnell stellte sich heraus, dass nicht nur der Platzmangel das Problem war. "Völlig unzulänglich sind die sanitären Anlagen." (...) Da der Bunker auch mehrfach von Artilleriegeschossen getroffen wurde, sah man sich gezwungen, seine Lüftungsklappen zu schließen. Die Heizung ließ sich nicht abstellen, die Beleuchtung fiel aus und die mitgebrachten Kerzen waren bald abgebrannt. Die Uerdinger harrten aber aus Angst um ihr Leben in Gestank und Gedränge aus.
Der Einmarsch der Amerikaner stand nun kurz bevor. Der Befehlshaber der Fallschirmjäger, Hauptmann Jansen, wollte auf jeden Fall ein Blutbad unter den Zivilisten im Bunker vermeiden. (...) Er hielt sein Wort und setzte sich mit seinen Truppen in einer Kampfpause ab, so dass der Bunker am 4. März gegen Mittag ohne Kampfhandlungen an die Besatzer übergeben werden konnte.
Aus: Elisabeth Kremers: Lucky Strikes und Hamsterfahrten - Krefeld 1945-1948, Wartberg-Verlag 2004