Tagsüber arbeiten und abends büffeln – alles für den Traumjob

Die 23-jährige Kathrin Schwinning kombiniert Studium und Ausbildung. Sie arbeitet in Uerdingen an der neuen ICE-Generation.

Uerdingen. Sie macht genau das, was sie schon immer wollte: Kathrin Schwinning baut Hochgeschwindigkeitszüge. "Die Ausbildung ist so angelegt, dass die Azubis im Prinzip einen Zug komplett selber bauen könnten", sagt Rainer Hoff, Ausbildungsleiter im Siemens-Werk Uerdingen.

Die 23-jährige Kathrin Schwinning gehört zu seinen Schützlingen. Nach zweieinhalb Jahren Ausbildung und parallelem Studium hatte sie die Lehre zur Industriemechanikerin in der Tasche.

Nun ist sie in der Studienphase und arbeitet an ihrer Ingenieursausbildung. Ein Jahr hat sie noch vor sich. Während ihre Kommilitonen von der Hochschule Niederrhein die Semesterferien mit Lernen und Entspannen verbringen, muss Kathrin Schwinning erst im Uerdinger Werk arbeiten und dann am Abend für den Abschluss büffeln.

Klar ist das hart, gibt sie zu. Aber für dieses duale Studium ist sie von Bocholt nach Bockum gezogen, hat Freunde und Familie zurückgelassen. Sie ist auf dem Weg zu ihrem Ziel, das sie schon lange vor Augen hat.

"Nach der mittleren Reife habe ich erst eine Ausbildung als technische Zeichnerin gemacht." Schon im ersten Lehrjahr wusste sie , dass sie mehr will und hat parallel zur Lehre noch ihre Fachhochschulreife gemacht, sich schließlich bei Siemens beworben.

Kathrin Schwinning spricht viel von "Präzision und Qualität", Stolz schwingt mit. "Für mich sieht der Velaro aus wie ein Falke. Es ist faszinierend zu sehen, wie die Natur zum Vorbild wird."

Technik hat sie schon immer interessiert. Wenn sie fertig ist, möchte sie in der Entwicklung und Konstruktion arbeiten, Ideen umsetzen, Lösungen finden. "Im Velaro für China ist kein Teppichboden, sondern PVC", erklärt sie. "Die putzen anders und fluten den Boden."

Dass sie als Frau in dem Job etwas Besonderes sein könnte, findet sie abwegig. Schulterzucken als Zeichen einer Selbstverständlichkeit: "Hier arbeiten viele Frauen, einige meiner Freundinnen sind auch in technischen Berufen."

Rund zehn Prozent Frauen waren es in ihrem Ausbildungsjahr, für Rainer Hoff eine gute, aber ausbaufähige Quote. "Frauen, die sich für technische Berufe interessieren, stehen Tür und Tor offen", sagt’s und streichelt fasziniert die glatte Oberfläche des Velaro D, der ab 2011 als neuer ICE 3 auf Deutschlands Schienen unterwegs ist. Da sind sie sich einig, der Chef und sein Schützling.