Wo schon Römer und Franken siedelten
In der heutigen Siedlung „Am Steinacker“ lebten schon vor 2000 Jahren Menschen. Heute bietet die Siedlung dörflichen Charme inmitten der hektischen Großstadt Krefeld.
Linn. Schon die Römer und Franken fühlten sich auf dem Fleckchen Erde, das heute als Linn bezeichnet wird, wohl. In der Siedlung "Am Steinacker" fanden Archäologen in den 90er Jahren ein römerzeitliches Grab und nicht weit entfernt die Fundamente einer römischen Villa, die unter dem Greiffenhorst-Schlösschen liegt.
Herdstellen und Scherben deuten auf eine spätere Besiedlung durch die Franken im 8.Jahrhundert hin.
"Da es aus dieser Zeit kaum schriftliche Zeugnisse gibt, sind die Bodenfunde entscheidend", erklärt Christoph Reichmann, Archäologe und Leiter des Museums Burg Linn. Erst um das Jahr 1100 wird eine Siedlung im Bereich des heutigen Steinackers urkundlich erwähnt.
Die kleine Siedlung lag wahrscheinlich am Nordufer des Linner Mühlenbaches. "Das alte Linn bestand nur aus drei Höfen und dem Pfarrgehöft der Alten Kirche ("Alde Kerk"), dies lässt sich aus den an der Kirche gefundenen Gräbern schließen", sagt Reichmann.
Später wurde die Siedlung der Ur-Linner aufgegeben und spätestens im Jahr 1279, als ein schweres Hochwasser wütete, war der Steinacker nicht mehr bewohnt.
Auch die Alte Kirche wurde ein Opfer der Fluten. Ab 1300 fanden die Menschen in der Nähe der Burg Linn eine neue Heimat und Linn bekam die Stadtrechte verliehen. Exakt 648 Jahre später vollzog sich die nächste Besiedlung des Steinackers.
Millionen von Vertriebenen aus den heute polnischen und russischen Teilen des ehemaligen Deutschen Reiches mussten nach dem Willen der Sieger ihre Heimat verlassen und somit für den Angriffskrieg Nazi-Deutschlands büßen.
Ihre neue Heimat fanden einige dieser Menschen in der Siedlung "Am Steinacker", in der 1949 erstmals für 20 Häuser Richtfest gefeiert werden konnte.
Mit 300 Arbeitsstunden beteiligte sich jeder Mieter am Bau seines Hauses und um den Charakter einer dörflichen Siedlung zu erreichen wurde ein kleiner Dorfplatz mit Dorflinde gebaut. Die kleinen Häuschen mit angrenzenden Gärten, die meist durch Hecken begrenzt werden, sind auch nach nun 60 Jahren ein Ort, wo es sich gut leben lässt.
Seit 1995 steht die Siedlung unter Denkmalschutz und ihre Bewohner sind längst echte Linner geworden. Das 60-jährige Bestehen ihrer Siedlung feiern die Anwohner von Freitag, 19., bis Sonntag, 21. Juni. Mit dabei ist am Samstag, 20. Juni, auch der Linner Shanty Chor.
Den Komfort einer römischen Villa boten die Häuser der Siedlungsgemeinschaft "Am Steinacker" zwar nie, doch die Tatsache, dass viele Häuser inzwischen von den Mietern gekauft wurden, zeigt, wie wohl sich die Menschen hier fühlen.
"Viele beneiden uns um unsere schöne Siedlung und das viele Grün", sagt Theodor Krämer, der seit 1993 dort wohnt. Der 72-jährige freut sich mit seiner Frau Engelina schon auf das Jubiläumsfest. Doch auch in Jahren ohne Jubiläum wird auf dem "Dorfplatz" ein Siedlerfest gefeiert.
"Jedes Jahr gibt es eine schöne Feier mit Festzelt", erklärt Krämer. So hat sich inmitten der hektischen Großstadt Krefeld ein bisschen dörflicher Charme erhalten.