Der Herr der teuren Stoffe
weber Die Manufaktur Rentmeister stellt hochwertige Gewebe nach historischem Vorbild her.
Er wirkt so lebendig. Die klaren blauen Augen, die zahlreichen Schattierungen im Fell. Gelassen räkelt sich der weiße Tiger auf dem blauen Grund – und ist doch nur ein Stoffdessin. Der Laie ahnt nicht, wie viel Arbeit in so einem Muster steckt. „Es ist eine bindungstechnische Fummelei bis das geistige Bild maschinengerecht umgesetzt ist“, erklärt Gisbert Rentmeister.
Die Krefelder Manufaktur Rentmeister stellt hochwertige Gewebe nach historischem Vorbild her. Dessins des Jugendstils, Barock oder Biedermeier erwachen auf den Stoffen zu neuem Leben.
Bis zur Perfektion wird der Stoff immer wieder angewebt und korrigiert. Die Konturen der Motive müssen scharf sein. So wie bei dem weißen Tiger. Das kostet Zeit. Das Erstellen des Musters, einer so genannten Patrone, kann schon mal bis zu 300 Stunden dauern.
Bestes Beispiel dafür im Rentmeister’schen Fundus: Ein Gewebe mit Häusern, Menschen, Bäumen und Weggabelungen auf tannenfarbenem Font. Renaissance, Barock, Art Deco, Jugendstil – es gibt wohl kaum eine Zeitepoche, die sich in den edlen Geweben aus der Manufaktur Rentmeister nicht wiederfindet.
Das Kreieren der Muster ist mit viel Recherche verbunden. „Wenn man alte Zeiten zurückholen möchte, dann muss man sich an ihnen orientieren“, sagt Rentmeister. Inspirationen findet n er in Museen, Archiven und der Literatur. Für ein verschnörkeltes Rankenmuster hat beispielsweise ein schmiedeeisernes Fenstergitter Modell gestanden, das er im Victoria-Albert-Museum in London gesehen hat. Doch seine Leidenschaft für Stoffe und Muster wird wohl an einem anderen Beispiel am deutlichsten: „Ich habe einmal auf einer Auktion ein Buch ersteigert, nur wegen des schönen Musters auf dem Einband“, erzählt er und lächelt.
Zwei Dornier-Greiferwebmaschinen rattern hinter der grünen Eisentür. Ein ohrenbetäubender Lärm. Deckenhohe Regale, gefüllt mit Garnspulen in den verschiedensten Farben reihen sich an den Wänden. Rentmeister hat das Atelier 1970 von seinem Onkel übernommen und führt es nun in der dritten Generation. 1983 hat er mit der Weberei angefangen.
Etwa 280 Muster hat die Weberei Rentmeister im Standardprogramm, und das findet immer mehr Absatz. Dazu kommen die Maßanfertigungen auf Kundenwunsch: abgepasste Gewebe für Sitze und Lehnen von Stühlen, Polstermöbeln aber auch Decken und Kissen.
Ein besonderes Projekt zur Zeit ist das Nachweben eines Bezug-stoffes eines Mercedes aus den 20er Jahren. Weitere Highlights: Die hochwertigen Stoffe zieren die Einrichtung in einer Schweizer Hotelsuite, ein Kreuzfahrtschiff und die Bestuhlung eines Königshauses.
Einige seiner Wandbespannungen hängen im Friedenssaal des Münster Rathauses, im Albrecht-Dürer-Haus und sogar im Senat in Illinois. „Das ist schon etwas Besonderes, aber nicht der Regelfall“, sagt der Dessinateur.
Die Produktion läuft über das Alltagsgeschäft. Die exklusiven Stoffe aus Baumwolle, Wolle, Mohair und Ramie sind nicht für die große Masse gedacht. „Das wollen wir auch gar nicht. Wir sehen sie als ein Nischenprodukt“, sagt der 68-Jährige. Das Besondere und vor allem die Qualität seien entscheidend. „Klasse statt Masse eben.“