Frontalunterricht ade – hin zu mehr Arbeit im Team
Im Modellprojekt stärkt die Gesamtschule Kaiserplatz die Eigenverantwortung der Schüler.
<strong>Krefeld. Die Schüler kommen aus rund 20 verschiedenen Krefelder Grundschulen mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Zielen. Für ihre 1286 Schüler bietet die Gesamtschule Kaiserplatz eine große Palette von Abschlussvarianten. Da sich die Schule ohnehin dem selbstständigen und eigenverantwortlichen Lernen verschrieben hat, kam Schulleiter Jochen Adrian das Modellprojekt "Selbstständige Schule" sehr gelegen: "Für das 5. bis 9. Schuljahr haben wir als Fächer ,Neue Medien’ und "Methodentraining" eingerichtet und erstellen für jeden Schüler ein Kompetenz-Portfolio, in dem ihm die erworbenen Kenntnisse testiert werden." So lasse sich wesentlich besser als mit einer Note ausdrücken, dass zum Beispiel "Computerführerscheine" für verschiedene Betriebsprogramme oder Präsentationstechniken erworben wurden. Die bescheinigte Kompetenz gilt später auch als Pluspunkt bei der Bewerbung.
Das Sonderbudget wurde unterschiedlich eingesetzt
Das Sonderbudget für eine zusätzliche halbe Stelle wurde unterschiedlich eingesetzt: Zunächst, um die Mitglieder der Steuergruppe zu entlasten, und danach, um die Schüler in Methodentraining und Medienkompetenz zu fördern. Soziales Lernen beginnt im Tischgruppentraining, das von einem Lehrer in Zusammenarbeit mit einem Sozialpädagogen betreut wird. Von jedem Schüler wird ein Soziogramm erstellt, um zu ermitteln, wie und mit wem er am besten lernt. Aus dieser Erkenntnis werden für den Doppeljahrgang der Stufen 5 und 6 Tischgruppen gebildet, an denen Schüler dauerhaft im Team arbeiten, aber auch Konflikte lösen.
"Das Arbeitsklima hat sich seitdem unter den Schülern erheblich verbessert; langfristiges Ziel ist, die soziale Kompetenz zu stärken und die Schüler für die Arbeit im Team fit zu machen", sagt Adrian.
Für eine Schule dieser Größe war es eine besondere Herausforderung, das erlernte methodische Know-how auf die einzelnen Fächer herunterzubrechen: "Die Unterrichtsform hat sich inzwischen erheblich verändert - weg vom Frontalunterricht und hin zu mehr Teamarbeit."
Einen Tag zum Thema moderne Unterrichtsentwicklung hat sich das komplette Kollegium beim kanadischen "Ausbildungspapst" Norm Green gegönnt, ansonsten sind noch 20 Lehrer in permanenter Fortbildung, die ihr Wissen wiederum an die anderen Kollegen per Schulung weitergeben müssen. Die positiven Auswirkungen seien bei den Schülern unübersehbar: "Sie sind - das kann ich schon ohne Abschlussuntersuchung sagen - kommunikativer geworden und haben mehr Kompetenzen entwickelt. Auch die Bereitschaft, in Teams zu arbeiten, hat deutlich zugenommen."
Als weiteren Vorteil des Projekts nennt Adrian die finanziellen Freiräume, die man für den Ausbau der Computerräume genutzt habe - mit inzwischen 150 Computerarbeitsplätzen statt zuvor 15. "Leider wurden die vielen guten Ansätze des Projekts und deren Umsetzung durch eine Vielzahl von anderen Richtlinien und Maßnahmen der Behörden gebremst", bedauert Adrian. So hätten Lernstandserhebungen und die Einführung zentraler Prüfungen sowie des Zentralabiturs über die Maßen Kräfte gebündelt. "Bleibt die Hoffnung, dass unser Gestaltungsspielraum nach Ablauf des Projekts nicht gnadenlos zusammengestrichen wird."