Rugbyspieler auf Tauchstation
Reichlich Körpereinsatz zeigen die Bundesligisten des DUC beim Unterwasserrugby.
Bockum. Etwas seltsames geht im Becken des Badezentrums Bockum vor. Von oben sind - im wahrsten Sinne des Wortes - nur verschwommene Schatten zu sehen. Außerdem verwandeln tausende Luftbläschen das Schwimmbecken in einen Whirlpool.
Plötzlich tauchen sie an beiden Beckenrändern auf: jeweils sechs Gestalten mit Schnorchel und Maske. Sie besprechen sich kurz und tauchen wieder ab. Wieder nur Schatten und Geblubber. Ist da etwa ein Kampfschwimmer-Training im Gange? Wer sich unter Wasser wagt und einen Blick riskiert, stellt fest, dass dieser Vergleich gar nicht soweit hergeholt ist. Aber es ist die Unterwasserrugby-Bundesligamannschaft des DUC-Krefeld beim Training.
Unter Wasser und mit Taucherbrille bekommen die Schatten eine Kontur, aber übersichtlicher wird das Treiben dadurch nicht. Wie eine riesige Krake mit etlichen Beinen und Armen mutet die Spielertraube an, die sich im Wasser balgt. Es gilt, den Ball im Korb der Gegnerischen Mannschaft auf dem Boden des Beckens unterzubringen.
Um dieses Ziel zu erreichen, ist den Tauchern, die mit Badekappe, Schnorchel, Tiefschutz und Flossen ausgerüstet sind, beinahe jedes Mittel recht. Nur Kratzen, Beißen, Schlagen und Treten sind verboten.
"Was die Härte angeht, ist unser Sport ist vergleichbar mit Eishockey", sagt der DUC-Spielertrainer Uwe Veltjens. Nur dass seine Jungs außer dem "Eierbecher" und einem Trommelfellschutz keinen Panzer tragen.
"Die besten Mannschaften spielen allerdings am wenigsten hart. Denn es gilt: Je besser das Passspiel, desto weniger Körpereinsatz." Ebenfalls wie beim Eishockey sind immer sechs Spieler unter Wasser. Es wird auch fliegend gewechselt und es gibt Zwei-Minuten-Strafen für Unsportlichkeiten. "Auch die Zeit, die ein Spieler im Wasser bleibt, ist vergleichbar mit der Zeit beim Eishockey", sagt Veltjens, der seit 31 Jahren spielt.
Länger könnten die Spieler auch gar nicht im Einsatz sein, denn: "Das Anstrengendste ist die Sauerstoffschuld." Bei körperlich hartem Einsatz noch die Luft anhalten zu müssen, das macht die Unterwasserrugby-Spieler des DUC zu den härtesten Sportlern Krefelds.
Zum Glück spiegelt sich das nicht in den Verletzungen wieder. "Es gibt zwar hin und wieder Rippenbrüche und geplatzte Trommelfelle, aber sonst sind Verletzungen selten, weil das Wasser die Bewegungen dämpft.
Gedämpft oder wie in Zeitlupe mutet auch das Passspiel unter Wasser an. Der Ball ist drei Kilogramm schwer und mit Salzwasser gefüllt. Er ist also schwerer, als das Wasser, das ihn umgibt. Über Distanzen von bis zu zwei Metern kann er gepasst werden.
Aber wie kommt man überhaupt zum Unterwasserrugby? "Meist sind es aktive Taucher oder Schwimmer, die den Sport für sich entdecken", sagt Veltjens. Denen sei es einfach zu langweilig geworden, ihre Bahnen zu ziehen oder ruhig vor sich hin zu tauchen.
Momentan gibt es in Deutschland etwa 2300 Unterwasserrugby-Spieler. Die 16, die im Badezentrum Bockum um Trainingspunkte gerungen haben, sind nach anderthalb Stunden ausgepumpt. Und der Beobachter bilanziert, dass Krefelds härteste Sportler mehr Zuschauer verdient hätten. Müsste man dafür nur nicht selbst abtauchen . . .