Prostitution Straßenstrich: Bürger fühlen sich allein gelassen

Die Beschwerden über die Straßenprostitution reißen nicht ab: Bewohner werfen Polizei und Stadt vor, nicht zu handeln.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Die Bewohner an Ritter- und Neuer Ritterstraße beschweren sich weiterhin über den Straßenstrich. Sie fühlen sich in ihrer Freiheit und Lebensqualität durch das horizontale Gewerbe stark eingeschränkt. Die Anlieger berichten, dass sich die Arbeit der Prostituierten mittlerweile auf das gesamte Wohngebiet ausgeweitet habe. Die Bürger fordern vor allem Schutz für Kinder und Jugendliche.

Bisher fühlten sie sich von den offiziellen Stellen allein gelassen, erklären sie auf der öffentlichen Fraktionssitzung der Liberalen. „Auf den genannten Straßen wird meistens nur angeworben. Dann verziehen sich die Paare in die Umgebung, nun auch zur Volta- und Nernststraße und Am Riddershof, kommen ihrem Liebestreiben lautstark unter unseren Fenstern und Balkonen nach“, berichten die Anlieger. „Wir können abends die Fenster nicht mehr öffnen, geschweige denn rausgehen. Wenn wir uns vor unserem Haus befinden, werden wir sofort von Freiern angesprochen“, ergänzt eine Frau.

FDP-Kreisvorsitzender Joachim C. Heitmann hat die Vorlage zum morgen tagenden Ordnungsausschuss mitgebracht, in dem das Thema behandelt wird. Über den Inhalt können die Bürger nur lachen. Besonders über die Stelle, dass die Polizei berichtet, dass die Prostitution dort „nach Einführung des zeitlich befristeten Prostitutionsverbotes“ zurückgegangen sei und ein Problembereich nicht gesehen werde. „Die Polizisten selbst haben uns geraten, abends mit mehreren Leuten mit Taschenlampen dort zu patrouillieren, um die Freier zu vertreiben“, sagt eine Anwohnerin.

Heitmann ist erstaunt. „Bisher wurde eine ,Bürgerwehr‘ — und darauf läuft es hinaus — strikt abgelehnt. Das kann auch keine Lösung sein.“ „Die Polizei selbst fühlt sich nicht aufgefordert, zu handeln“, lautet der Vorwurf der Bürger. „Wenn ein Kradfahrer abends einmal hin- und herfährt, kann es das doch nicht gewesen sein.“ Dass „nahezu täglich entsprechende aufwendige Kontrollen durchgeführt werden“, wird kommentiert mit: „Wäre schön.“ Ebenso wenig gehört und verstanden fühlen sich die Menschen von der Stadtverwaltung.

Anlieger Volker Sandig berichtet, dass er und seine Mitstreiter gegen den Straßenstrich vor ihrer Haustüre in den vergangenen Jahren bis zu 1000 Mails an das Ordnungsamt und den Oberbürgermeister geschickt hätten. „Die Antworten waren ausweichend oder kamen gar nicht, waren ,verloren gegangen‘.“ Die Bürger können es nicht verstehen, dass der Straßenstrich von der B 288 verschwunden sei, obwohl da kein Haus steht. „Krefeld kann das nicht. Bei uns werden die Jugendlichen von den Zuhältern von der Skateranlage vertrieben und auf den Spielplatz Am Riddershof geht wegen der Hinterlassenschaften der Prostitution keiner mehr, auch die beiden Kindergärten nicht.“

Einige Eltern äußern sich ebenfalls besorgt: „Wir haben Angst, mit unseren Kindern zur Kirmes zu gehen. Sie sind die Leidtragenden auf den Spielplätzen.“ Und zum morgigen Ausschuss: „Da wird nur ,zur Kenntnis‘ genommen, es gibt keinen Beschluss, es ändert sich nichts.“

Heitmann sieht eine gute Möglichkeit, den Straßenstrich abzuschaffen, darin, bei der zuständigen Bezirksregierung darauf hinzuweisen, dass es in diesem Gebiet sehr wohl Behördengebäude wie die neue Feuerwache, Kindergärten, Jugend- und kirchliche Einrichtungen — und somit neue Sachverhalte — gebe. Zumal sich der Strich auch aus dem Misch- ins Wohngebiet verlagert habe. Bisher sah die Bezirksregierung „diese Voraussetzungen für eine Erweiterung des Sperrbezirks als nicht erfüllt an“.