Straßenstrich Wohnmobil kommt zu Krefelder Prostituierten
Sozialdienst katholischer Frauen startet neues Angebot mit dem Namen „Gegen den Strich“.
Krefeld. Das Wohnmobil der Prostituiertenhilfe „Gegen den Strich“ geht erstmals in Krefeld auf Tour. Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) will mit diesem neuen Angebot Frauen helfen, aus der Prostitution auszusteigen oder ihnen zumindest dabei helfen, dass ihre Arbeitsbedingungen besser und sicherer werden, wenn sie den Absprung (noch) nicht schaffen.
Auf rund 200 schätzt SkF-Vorsitzende Ulla Dietz die Zahl der Frauen in Krefeld, die auf dem Straßenstrich, in Bordellen oder weitestgehend im Verborgenen in privaten Wohnungen ihre sexuellen Dienste gegen Geld anbieten. Aufmerksam beobachten Dietz wie auch SkF-Geschäftsführerin Tanja Himer die zunehmende Straßenprostitution in Gellep-Stratum.
Unmittelbar in der Nähe der angrenzenden Wohnhäuser am Castellweg würden immer häufiger Prostituierte und ihre Freier beim Geschlechtsverkehr schon am helllichten Tag gesehen. „Das ist eine der ersten Adresse für unser Beratungs-Wohnmobil“, sagt Dietz. In Absprache mit der Polizei fährt es verschiedene Standorte an und parkt aus Sicherheitsgründen in 50 Meter Entfernung.
Im Inneren sitzt Andrea Gerstl. Sie hat Anfang Januar offiziell ihre Arbeit aufgenommen. Als staatlich anerkannte Heilpädagogin hat sie 25 Jahre in der ambulanten Jugendhilfe gearbeitet und laut Dietz ein gutes Gespür für eigenständige Arbeit entwickelt.
„Sie ist schon mit der Polizei durch Krefelds Rotlichtszene gefahren — und hat erste positive Reaktionen erlebt“, erzählt Himer. Vier bis fünf Frauen hätten ihr bereits signalisiert, dass sie Kontakt zu ihr wünschen. „Diese erstaunlich schnelle Reaktion zeigt, wie groß der Druck für die Frauen ist“, sagt Dietz.
In anderen Städten wie Essen und Köln gibt es bereits dieses Angebot des SkF. „Die Erfahrungen dort sind gut, Bordellbesitzer und Zuhälter respektieren die Sozialarbeiter“, erzählt Dietz. Auch in Krefeld hofft sie auf diese Akzeptanz. Zur eigenen Sicherheit jedoch stimme Andrea Gerstl ihre Ortstermine zuvor mit der hiesigen Polizei ab, damit auch klar sei, wo sie im Einsatz ist. Zwei- bis dreimal die Woche wird das Wohnmobil vor Ort sein. „Mit Hilfe von Spenden konnten wir es anschaffen“, erzählt Himer.
Die Finanzierung des neuen Angebotes ist für zwei Jahre gesichert. Der vor zwei Jahren gegründete Fachkreis aus Vertreterinnen aller Fraktionen und der Verwaltung hat sich dafür eingesetzt, dass eine halbe Stelle jährlich mit 32 000 Euro unterstützt wird. Nicht abgedeckt ist damit jedoch ein Dolmetscher. „Vor allem Bulgarisch und Rumänisch ist derzeit die gängige Sprache der Frauen“, berichtet Himer. Mit englischer Sprache komme man nicht weit.
Andrea Gerstl setzt bei ihrer Beratungsarbeit auf Mund-zu-Mund-Propaganda. Sie hofft, „dass die Frauen sich untereinander von dieser Möglichkeit und Hilfe erzählen“. Bis zu einem Jahr könne es dauern, bis das sich rumgesprochen habe. Erschwerend komme hinzu, dass so manche dieser Prostituierten Reisende seien, die nur für wenige Wochen in einer Stadt verweilen.
Die SkF-Vorsitzende hofft, dass das neue Prostituiertenschutzgesetz im Frühjahr im Bundestag verabschiedet wird und zum 1. Juli 2017 in Kraft tritt. Dass die Prostitutionsstätten und die Betreiber überprüft werden begrüßt der Skf. Ebenso, dass Flatrate-Sex und Gang-Bang-Partys künftig verboten sind, die Prostituierten sich für das Gewerbe anmelden und alle zwei Jahre zur Gesundheitsüberprüfung gehen werden. „Dafür hat der SkF gekämpft — für die Frauen.“