Bockum Streit um Poller ist entbrannt
Die Bockumer zweifeln in der Bezirksvertretung die Entfernung der Absperrung an. Sie fürchten Verkehrsbelästigungen durch Neubaugebiet.
Krefeld. Lautstarke Tumulte sind in Bezirksvertretungen eine Seltenheit. Die Schlaglöcher auf der Tiergartenstraße, die überraschgende Öffnung des dortigen Kreisverkehrs sowie das geplante neue Wohn- und Gewerbegebiet rund um den Richtfunkturm an der Glockenspitz haben Anwohner bei der Sitzung im Bockumer Rathaus jedoch sichtlich und hörbar in Rage gebracht. „Wir wollen die Poller wiederhaben“, lautete die Forderung mehrerer Redner.
Mitte Juli hatte die Verwaltung kurzerhand den 2012 geschlossenen Kreisverkehr wieder geöffnet. „Das geringe Verkehrsaufkommen rechtfertigt nach Meinung der Verwaltung keine Sperrung dieser öffentlichen Straße.“ Mit diesen Worten hatte Stadtsprecher Manuel Kölker im Juli auf Nachfrage der WZ das Ende der Probephase begründet. Anwohner hatten vor der Eröffnung des Café del Sols 2012 und des erwarteten Besucheraufkommens eine Verkehrsberuhigung gefordert — und bekommen. Die Maßnahme war im Quartier umstritten.
Während beispielsweise der Aufsichtsratsvorsitzende des Zoos jetzt die Entfernung der Poller begrüßt, sind die unmittelbaren Anwohner darüber erzürnt: „Der Verkehr hat wieder zugenommen, vor allem nachts; die Autofahrer ignorieren die dortige Tempo-30-Zone.“ Auch sei die von der Verwaltung zitierte Verkehrszählung von 2013 nicht repräsentabel.
Das Ergebnis der Verkehrszählung ist nach eigenen Worten auch den Bezirksvertretern nicht bekannt. „Auf welcher rechtlichen Grundlage ist die Aufhebung geschehen“, fragt Bezirksvorsteher Wolfgang Merkel (SPD) deshalb Richtung Verwaltung. FDP-Fraktionschef Joachim C. Heitmann geht noch einen Schritt weiter: „Das ist rechtlich grenzwertig.“ Bei einem vorliegenden Ratsbeschluss zur Schließung der Tiergartenstraße könne die Verwaltung doch nicht eigenmächtig den Beschluss wieder aufheben, nur der Rat. Als tatsächlichen Grund vermutet er eine bessere Verkehrsanbindung des neugeplanten Wohn- und Gewerbegebietes — und erntet dafür Applaus von den anwesenden Anwohnern.
Vor allem wegen dieses Themas harren sie mehr als zwei Stunden in der Sitzung aus, bis das Thema auf die Tagesordnung kommt. Trotz Redeverbots fürchten sie lautstark weitere Verkehrsbelastungen für ihr Viertel, Werteverluste für ihre Immobilien. „Wir wollen mitreden, deshalb sind wir hier“, lautet ein Kommentar. Auf einer Grundfläche von knapp zwei Hektar sollen eingeschränkte Gewerbeflächen und 29 neue Wohneinheiten entstehen. „Sie können mitreden im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit“, versichert Ludger Walter vom Fachbereich Stadtplanung. Erst danach gehe man in die konkrete Planung.