Südkoreaner bilden eine rote Einheit
Die Fans des letzten Gruppengegners der Deutschen bei der Fußball-WM sind voller Leidenschaft. Anhänger machen mit Riesen-Gongs Stimmung.
Von wegen zurückhaltende Asiaten: In den Südkoreanern steckt jedenfalls jede Menge Leidenschaft. „Wir sind überhaupt nicht reserviert, sondern sehr gefühlvoll und voller Lebensfreude“, sagt Suk-Boon Kim und ballt die Fäuste als, wolle sie die Energie ihres Volkes mit dieser Geste zum Ausdruck bringen. Keine Frage also, dass die Landsleute der Wahl-Gellep-Stratumerin ihre Mannschaft am Mittwoch beim letzten Gruppenspiel gegen die deutsche Auswahl (16 Uhr) lautstark unterstützen werden.
„Die Fans haben riesengroße Gongs“, erklärt die Künstlerin und zeichnet mit ihren Armen einen weiten Bogen durch die Luft, „und die sind ziemlich laut.“ Sie lacht . Für ordentlich Stimmung werden die südkoreanischen Fans also im Stadion und vor den Fernsehern sorgen.
„Seit Südkorea Mitgastgeber der Weltmeisterschaft war, ist das ganze Land vom Fußball begeistert“, sagt Kim. 2002 schafften es die „Red Devils“, die roten Teufel, als erste asiatische Mannschaft bis ins Halbfinale einer WM. Ob das Team von Trainer Tae-Yong Shin in diesem Jahr die Gruppenphase übersteht, bezweifelt die Südkoreanerin.
Aber sie denkt auch nicht in Siegen und Niederlagen. „Es muss um die Freude am Spielen gehen - dann gibt es keine negativen Gefühle, wenn man verliert,“ erklärt sie. Die Fans im ganzen Land stehen jedenfalls hinter ihrer Truppe. Die Geschlossenheit spiegelt sich auch in den Outfits wider. „Alle ziehen sich zum Fußballgucken gleich an“, sagt die Künstlerin und lacht.
Was snacken Koreaner denn so während der nervenaufreibenden Spiele? „Kimchi“, antwort Kim ohne nachzudenken. Die Kohlsorte sei in allen asiatischen Ländern sehr beliebt. Kimchi wird mit Salz, Pfeffer, Porree und Knoblauch als scharfes Gericht zubereitet und kalt mit Reis gegessen. „Dazu gibt es traditionellen Roggen- oder Maistee — das mildert die Schärfe der koreanischen Küche,“ so die Künstlerin.
Trotz aller Leidenschaft gibt es für Südkoreaner aber auch klare Grenzen. „Wir sind sehr diszipliniert und ordentlich. Ein Autokorso nach Siegen — wie in Deutschland — wäre undenkbar,“ berichtet Kim. Sie selbst mag es generell auch eher ruhiger und schaut sich das Spiel zu Hause an. Dort muss jedenfalls nicht mehr groß dekoriert werden. Garten und Haus von Familie Kim sind nicht nur gespickt mit zahlreichen Gemälden der Südkoreanerin, sondern auch mit vielerlei Andenken aus der Heimat.
Und die Sprachlehrerin trägt die Kultur ihrer Heimat schon lange in die Krefelder Gesellschaft. Seit 1989 lebt sie in Deutschland. An der Volkshochschule Krefeld unterrichtet sie Koreanisch, bietet Kalligrafie-Kurse an — und die Schüler sind begeistert von ihrer Heimat. „Nächstes Jahr fliege ich mit einem meiner Kurse hin,“ erzählt die Gellep-Stratumerin.
Dann besucht die kleine Reisegruppe natürlich auch Seoul. In der Nähe der südkoreanischen Hauptstadt wurde die Wahl-Krefelderin geboren. „Mein Vater war Bürgermeister — und zu Zeiten der Trennung in Nord- und Südkorea haben wir viele Flüchtlinge beherbergt,“ sagt sie. Das ist sicher auch ein Grund, warum ihr die Völkerverständigung so am Herzen liegt - und das schließt den Fußball mit ein.
„Fröhlich gewinnen, fröhlich verlieren und das Gemeinschaftserlebnis feiern,“ betont Kim noch einmal. So wird es mit Sicherheit ein tolles Spiel für alle. Unabhängig vom Ergebnis.