Tafelvorsitzender zu Ukraine-Aktion „Wir sind überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Krefelder“

Krefeld · Ob Erste-Hilfe-Taschen, Ibuprofen oder Babynahrung: Jede Spende ist wertvoll. Tafelvorsitzender Hansgeorg Rehbein spricht von riesiger Hilfsbereitschaft.

„Im Vorfeld hatten wir uns ehrlich gesagt keine Vorstellung davon gemacht, wie viele Leute wirklich spenden werden“, sagt Hansgeorg Rehbein.

Foto: Stadt Krefeld/Andeas Bischof

Herr Rehbein, vier Tage lang sind auf Initiative der Krefelder Tafel und des Stabs Gemeinwesenarbeit in der Stadtverwaltung hin gemeinsam Hilfsgüter für die Ukraine gesammelt worden. Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Hansgeorg Rehbein: Wir sind geradezu überwältigt von der Resonanz auf diese Aktion, von der riesigen Hilfsbereitschaft der Krefelderinnen und Krefelder. Im Vorfeld hatten wir uns ehrlich gesagt keine Vorstellung davon gemacht, wie viele Leute wirklich spenden werden. Zunächst hatten wir für die viertägige Sammelaktion als Stauraum nur einen kleinen Anbau der Tafel am Bunker Schönwasserstraße vorgesehen. Der war allerdings schon am ersten Tag nach wenigen Stunden gefüllt. Wir sind dann für weitere Sammelgüter in den Bunker ausgewichen, wo die Kisten dann gestapelt wurden. Die Mengen wurden sogar mit jedem Tag größer. Am letzten Sammeltag, dem Montag, fuhren Menschen mit Kleinbussen vor, die vorher selbst im privaten Kreis auf unseren Aufruf hin gesammelt hatten.

Wie viele Hilfsgüter werden letztlich nun auf den Weg gebracht?

Rehbein: Die Kisten stehen jetzt noch gestapelt in verschiedensten Räumen. Die Helferteams haben die verschiedenen Hilfsgüter jeweils sortiert, kistenweise Zahnbürsten und Mundhygiene, Babynahrung, dazu unzählige Schlafsäcke. Es sind am Ende nach unserer vorsichtigen Kalkulation zehnmal mehr Hilfsgüter als zunächst kalkuliert. Ich war mit Spediteuren in den Räumen unterwegs, die haben das geschätzt. Insgesamt 100 Kubikmeter Hilfsgüter stehen bei der Tafel für die Ukraine. Am Donnerstag werden wir die Kisten in die Lkw packen und auf den Weg bringen. Wenn alle Kisten auf der Straße zusammenstehen, wird man das Ergebnis der Sammlung in Gänze sehen können.

 Was wurde abgegeben?

Rehbein: Wir haben ja im Vorfeld festgelegt, welche Dinge abgegeben werden können: Erste-Hilfe-Taschen, Ibuprofen und Paracetamol, Babynahrung in Gläschen, Schlafsäcke, Hygieneartikel wie Zahnbürsten und Zahnpasta, Windeln, Tampons, Binden. Daran haben sich die Leute gehalten. Jede einzelne Spende ist wertvoll. Es gibt Krefelder Firmen, die in der Mitarbeiterschaft gesammelt haben und selbst dann noch einen Betrag oben draufgelegt haben. Es kamen auch viele Leute mit Einzelspenden in Tüten. Die sind ins Geschäft gefahren, haben beim Einkauf eine Tüte extra für die Ukraine gepackt. Darunter waren auch Menschen, die eigentlich selbst nicht so viel zum Leben hier in Deutschland haben. Und trotzdem gaben sie etwas ab. Das hat mich berührt. Sehr schön war auch, dass ein kleines Mädchen kam, die zuvor auf der Straße ihr Spielzeug für die Ukraine verkauft hatte.

Die kam am Ende mit 90 Euro bei uns an und gab sie ab. Insgesamt 1.000 Euro an Geldspenden kamen zusätzlich an, obwohl wir danach nicht gefragt hatten. Die Geldspenden verwenden wir für die Transportkosten.

Wer waren die Helfer, waren dies interne Mitarbeiter der Tafel?

Rehbein: Die haben auch geholfen, es gab aber auch viele Freiwillige, die mit angepackt haben, die sich spontan gemeldet haben. Es gibt natürlich auch in vielen anderen Städten Hilfsaktionen, ich kann nur für unsere Stadt sprechen. Die Krefelder zeigen sich äußerst solidarisch, wenn Menschen in Not sind. Das erleben wir täglich bei unserer Arbeit in der Tafel, wo wir kontinuierlich einen Stamm von 150 Ehrenamtlern haben. Wir haben im Jahr 2015 bei den damaligen Flüchtlingsbewegungen nach Deutschland ebenfalls eine große Hilfsbereitschaft gespürt. Auch danach entstanden viele Helfergruppen. Die waren auch jetzt wieder aktiv. Das Ehrenamt ist für unsere Gesellschaft von so großer Wichtigkeit, es hält diese Stadt zusammen. Auch jene, die jetzt gespendet haben, sehen, was dieses Engagement bewirkt.

Wir werden die Hilfsgüter transportiert?

Rehbein: Wir haben mit Speditionen gesprochen und letztlich einen erfahrenen Unternehmer gefunden, der diese Güter zu einem sehr fairen Preis befördert. Dieser Krefelder Unternehmer hat familiäre Verbindungen in die Ukraine, er hat also auch eine persönliche Motivation. Insgesamt fünf 3,5-Tonner werden fahren. Am Freitagmorgen fährt das Team dann los. Wir haben auch ein Begleitfahrzeug für die Verpflegung des Teams, das von der Tafel kommt. Wir wollen alle gemeinsam sichergehen, dass die Spenden ordnungsgemäß am Ziel ankommen.

Wohin werden die Hilfsgüter nun gebracht?

Rehbein: Wir werden sie zu einem großen zentralen Sammellager in Lublin in Ostpolen bringen. Von dort erfolgt die weitere Verteilung. Dort kommen derzeit sehr viele Hilfsgüter an. Wir haben solche Hilfsgüter gesammelt, die nicht so schnell verfallen können. In der Ukraine, aber auch in den Flüchtlingslagern, fehlt es an vielem. Es wird weiter Hilfe benötigt werden. Und ich habe die tiefe Hoffnung, dass sich die Menschen weiter spendenbereit zeigen. Ich wünsche mir sehr, dass diesenSolidarität anhält. Die ukrainischen Flüchtlinge werden weiter unsere Hilfe benötigen, ob hier in Krefeld oder in anderen Ländern.

(red)