Gesundheit Tag gegen den Schlaganfall

Der Aktionstag am Mittwoch soll die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren.

Krefeld. Bernd Staras Verhalten war „typisch Mann“. So beschreibt es der 69-Jährige heute selbst. Obwohl er nicht mehr aus dem Sessel kam und den Arm nicht mehr bewegen konnte, dachte er nicht daran, einen Arzt aufzusuchen. „Ich habe mir gedacht, ich schlafe das einfach weg“, erzählt er. Doch das Schlafen half nicht. Am nächsten Tag kam er als medizinischer Notfall ins Krankenhaus. Erst zwei Tage nach den ersten Symptomen erhielt er dort die Diagnose: Schlaganfall. „Ich war zu spät dran“, sagt er. Mit nicht einmal 50 Jahren war der ehrgeizige Selbstständige, der schon mal 16 Stunden am Stück arbeitete, raus aus dem normalen Leben. Zwei Jahre lang konnte er nicht sprechen. Ein Beruf war nicht mehr möglich. „Ich musste sofort in Rente“, so Stara.

Am 10. Mai ist der „Tag gegen den Schlaganfall“. Er soll die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren. „Als Schlaganfall bezeichnet man eine Durchblutungsstörung des Gehirns, die zu Störungen von Hirnfunktionen führen kann“, erklärt Professor Dr. Thomas Haarmeier, Direktor der Neurologischen Klinik am Helios. Grundsätzlich unterscheide man einen Hirninfarkt, der durch einen Verschluss eines Gefäßes bedingt ist, von einer Hirnblutung, wie sie beispielsweise bei zu hohem Blutdruck auftreten könne. Infarkte machten etwa 80 Prozent der Schlaganfälle aus.

Bernd Stara, Schlaganfall-Patient

Mögliche Symptome sind nach Angaben des Experten unter anderem halbseitige Lähmungen, vor allem Störungen der Handmotorik und des Gesichts. Auch Sprech- und Sehstörungen und sogar Bewusstseinsverlust sind möglich. „Charakteristisch ist, dass die Störungen schlagartig auftreten — daher der Name Schlaganfall“, so Haarmeier und nennt die Risikofaktoren. Es seien die selben, die auch zum Herzinfarkt führen könnten: „Hoher Blutdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Zuckerkrankheit, Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel — alle diese Aspekte können zur Vorbeugung behandelt werden.“ Aspekte, „die leider nicht in unserer Hand sind“, seien das Alter und auch eine gewisse familiäre Belastung.

Was hat sich in den vergangenen Jahren in Sachen Behandlungsmöglichkeiten getan? „Bisher war beim Hirninfarkt allein die Therapie mit gerinnselauflösenden Medikamenten die Behandlung der Wahl“, erklärt der Neurologe. Heute gelte: Der Therapieerfolg bei großen Schlaganfällen könne entscheidend verbessert werden, wenn Kathetertechniken eingesetzt würden.

Entsprechend sei in spezialisierten Schlaganfallzentren heute die Thrombektomie als neuer Therapiestandard etabliert, sobald ein Thrombus, also ein Gerinnsel, ein großes hirnversorgendes Gefäß vollständig verschließe. Das Helios bietet diese neuen Behandlungsmöglichkeiten nach eigenen Angaben als einziges Krankenhaus in Krefeld an — „und dies rund um die Uhr an 365 Tagen des Jahres“, betont der Direktor der Neurologie. Unverändert gelte die Regel: „Je früher behandelt wird, desto höher die Chance auf Besserung.“

Schlaganfall-Patient Bernd Stara hat sein neues Leben gemeistert, das vor 20 Jahren auf dramatische Weise begann. Seine Sprache klingt längst wieder klar. Allerdings humpele er „noch ein bisschen, und der rechte Arm ist etwas schwach“. Der „Ur-Krefelder“, den die Liebe nach Kerken geführt hat, ist von Anfang an Sprecher der 1999 gegründeten Schlaganfall-Selbsthilfe-Gruppe Gelderland. Sie umfasst rund 30 Frauen und Männer. Sie informieren unter anderem rund um den „Tag gegen den Schlaganfall“. Außerdem besuchen sie akut Betroffene.

Für diejenigen, die es überlebt haben, hat Stara einen Rat: „Das Erste, was sie brauchen, ist Geduld.“ Fragen wie „Warum ich?“ oder „Wie geht es weiter?“ gingen einem durch den Kopf. „Nach dieser Zeit des Grübelns heißt es dann: positiv denken!“