Bürgerstiftung Teilstipendien: Jugendliche sammeln Auslandserfahrung
Andere Länder und Kulturen kennenzulernen, das ermöglicht die Bürgerstiftung Jugendlichen — die alle besondere Geschichten zu erzählen haben.
Krefeld. Der Traum vom Ausland besteht bei vielen Schülern. Sei es ein ganzes Auslandsjahr in den USA, eine Sprachreise nach England oder ein Aufenthalt am anderen Ende der Welt, in China. Was dem Ganzen oft im Weg steht, ist allerdings die Finanzierung. Da geht es in einigen Fällen schnell um mehrere tausende Euro. Die Bürgerstiftung Krefeld hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, Schülern den Traum von einer Auslandsreise zu ermöglichen. Mit Teilstipendien von je 1000 Euro konnten auch im vergangenen Jahr zahlreiche Jugendliche den Weg in andere Länder und Kulturen wagen.
Philip Solmierzik kommt aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Der 17-Jährige war für zehn Monate in Tucson, der zweitgrößten Stadt im US-Bundesstaat Arizona. Nah an der mexikanischen Grenze lernte Solmierzik auf seiner Highschool Kulturen aller Art kennen. Neben Volleyball und Fußball konnte der Schüler endlich mal professionell American Football spielen. „Das war eine Sache, die ich immer schon einmal machen wollte. Durch das Spielen im Team lernt man viele neue Leute kennen.“
Den größten Kulturschock dürfte Solmierzik jedoch in den neuen eigenen vier Wänden erlebt haben. Weil er Teil einer Militärfamilie wurde, war das Ein- und Ausgehen nicht so einfach, wie der Schüler des Stadtpark Gymnasiums verrät: „Wir wohnten auf einer Militärbasis und ich durfte keinen eigenen Ausweis haben. Meine Freunde haben mich daher immer am Eingang der Basis abgesetzt und meine Gasteltern haben mich abgeholt und ins Haus gebracht.“ Doch was zunächst sehr umständlich klingt, hatte für ihn eine ganz andere Bedeutung. „Ich glaube, das hat unser Verhältnis nur verstärkt. Ich habe sie ins Herz geschlossen und bin mit ihnen oft im Kontakt.“
Die Erwartungen vor so einer Reise sind immer groß. Auch wenn es nicht gleich auf einen anderen Kontinent ging, erinnert sich auch Volker Peter Strauß an seinen Trip in die englische Stadt Hastings. „Ich bin mit vielen Klischees im Kopf nach England gefahren, aber bestätigt haben sie sich nicht“, sagt der 15-Jährige. Zusammen mit seiner Schwester Elsa sagt er über die zwei Wochen: „Es hat tatsächlich nicht einmal geregnet und auch das Essen hat gut geschmeckt.“
Besonderer Mut, fremde Leute, Kulturen und Sprachen kennenzulernen, war beispielsweise bei der China-Reise von Christa Tschibangu gefragt. Mit der Sprache hatte sie zwar keine Probleme, schließlich paukt sie schon seit vier Jahren in der Abendschule Chinesisch. Den ersten Moment in Shanghai wird sie dennoch nie vergessen. „Ich bin aus dem Flugzeug ausgestiegen und habe keine Luft bekommen. Der Smog ist so extrem, dass es erst nach zwei Stunden einigermaßen ging.“ Und generell blieb die Tour ungewöhnlich. Als Ausländerin musste sich die 16-Jährige an ungewohnte Blicke gewöhnen: „Wir wurden behandelt wie Promis. Jeder wollte ein Foto mit uns.“
Doch genau um solche Erfahrungen geht es bei diesen Reisen, wie die stellvertretende Vorsitzende der Bürgerstiftung, Margot Erbslöh, erklärt. Getreu dem Motto: andere Länder, andere Sitten.