GEHT EINKAUFEN AN DER FRISCHETHEKE OHNE PLASTIK? „Kann ich das auch im Beutel haben?“
Krefeld · Mit eigenen Gefrierdosen und Netzen ging es zum Testkauf in die Krefelder Markthalle an der Hafelsstraße. Wie klappt Einkaufen an der Frischetheke, ohne viel Müll zu produzieren?
Keine Plastiktüte, keine sonstige Verpackung - das ist das Ziel beim Testkauf. In der Krefelder Markthalle warten direkt hinter dem Eingang Auslagen voller Gebäck. Daneben liegen Obst und Gemüse in Körben, Beutel mit Röstkaffee stehen in den Regalen. Käse, Wurst, Fleisch und Fisch sind nur ein paar Schritte weiter zu bekommen. Außerdem riecht es überall nach Essen. Gerade werden Leberkäse, Frikadellen, Suppen und Beilagen fürs Restaurant gekocht, die die Kunden aber auch mitnehmen können statt sie hier zu essen. Der erste Test startet an der Bäcker-Theke mit Altbier-Oliven-Baguette oder Schinken-Zwiebel-Twister. Mit einem bettelnden Augenaufschlag kommt ein Mehrwegnetz zum Einsatz, frisch gewaschen von zuhause mitgebracht. Eines, wie es nur einen Meter weiter auch für Obst und Gemüse an einem Haken hängt. „Kann ich Brötchen auch in diesem Netz bekommen?“ Zögern auf der anderen Seite. „Da müsste ich eine Kollegin fragen.“ Das dauert ein bisschen. Aber dann ist klar: Es geht.
Früchte kommen „nackt“ daher, Fisch hingegen nur verpackt
Weiter geht es zur Theke mit geschmierten Brötchen und Kuchen fürs Café. Mit einer Gefrierdose konfrontiert, sagt die Verkäuferin: „Ja, das dürfen wir.“ Zur Rückversicherung schaut sie ihre Kollegin noch einmal schnell an. Die Reaktionen der Angestellten zeigen vor allem eines: Viele Kunden können noch nicht gefragt haben. „Wir bieten das an, das man seine eigenen Behälter mitbringt, aber der Kunde muss sich dafür entscheiden. Wir wollen keinen zwingen“, sagt Real-Pressesprecher Markus Jablonski, der sich an einem weiteren Testkauf-Tag stiekum im Hintergrund hält.
Die Markthalle wirbt mit einem „Nachhaltigkeitsprinzip“. Seit 2017 gibt es beispielsweise an den Kassen keine Einwegplastiktüten mehr, sondern Kartons, Papiertüten oder langlebige Mehrwegtüten, die ersetzt werden, wenn sie kaputtgehen. So wurden laut Jablonski 49 Tonnen Plastikmüll bundesweit eingespart. Seit Februar 2019 sind nun in der Obst- und Gemüseabteilung keine Plastiktüten mehr zu bekommen. Mehrwegnetze oder Papiertüten oder auch „nackte“ Früchte kommen hier auf die Waagen, bei denen unterschieden werden kann, wie viel Verpackungsgewicht abgezogen werden muss. Produkte wie Biobananen sind mittlerweile ohne Plastikhülle unterwegs. Alle Salatgurken ebenso. Sie haben – wie Zucchini – stattdessen eine Banderole.
Aber die Umstellung ist ein Prozess. Noch darf der Fisch nicht in die aus dem eigenen Haushalt mitgebrachten Behälter gepackt werden. „Das geht aus hygienischen Gründen nicht“, ist die freundliche, aber bestimmte Antwort der Angestellten. „Noch sind wir nicht soweit. Aber das wird auch irgendwann kommen“, meint Pressesprecher Jablonski. Etwas kompliziert wird der Kauf von zwei Scheiben Leberkäse. Sie dürfe das mitgebrachte Plastikgefäß nicht hinter die Theke nehmen, könne das Fleisch höchstens rüberreichen und man könne es selbst einpacken, sagt die Mitarbeiterin. Und dann hat sie, während sie spricht, doch schon alles in eine Papiertüte gepackt. „Wir müssen wohl noch schulen“, sagt Jablonski.
Wie es eigentlich vorgesehen ist, zeigt die Dame an der Käsetheke. Hier wirbt ein Din-A-4-großer Aufsteller auf dem Glasrand fürs Müllsparen. Routiniert hält die Mitarbeiterin ein Tablett über die Theke. Dort kommt die eigene Dose drauf. Mit Tablett und Dose auf der Waage wird der gewünschte mittelalte Gouda in Scheiben hineingelegt und – wiederum mit Tablett – über die Auslage gereicht. So hat das Gefäß nicht einmal die Produkte, Anrichte oder Verkäuferin berührt.
Denn Plastiksparen und hygienische Standards einhalten, das muss gleichzeitig funktionieren. Diese Vorgehensweise mit Tabletts muss für jeden Supermarkt beim örtlichen Veterinäramt beantragt werden. Die Krefelder Markthalle gehört zu derzeit zwei Dritteln der Real-Märkte, in denen das Tablett-Prinzip bei Käse, Wurst und Fleisch bisher laufen darf.
Kommt am Ende für den Weg noch der To-go-Becher Kaffee. Für den gibt es bei der Rösterei eigene Mehrfachbecher aus Hartplastik. Aber auch die Edelstahlversion von zuhause wird freundlich entgegengenommen. Nur den gerösteten Kaffee gibt es ausschließlich verpackt – wohl in Papiertüten.