Tote Hose statt Kabarett

Es hagelt Absagen von Veranstaltern. Auch im König-Palast will kaum jemand auftreten. Die Zahlen der Gesellschaft sind tiefrot.

Krefeld. Mathias Richling ist viel unterwegs in diesen Tagen. Der Kabarettist tourt mit seinem neuen Programm „Der Richling-Code“ durchs Land. Die Station Krefeld fiel jedoch kurzfristig aus, das Seidenweberhaus blieb leer. „Es gab Terminüberschneidungen mit TV-Produktionen für den SWR“, heißt es aus dem Stuttgarter Büro des Künstlers.

Doch auch zwei andere Veranstaltungen sind hinfällg: Die „Beatles Story“ am 14. Mai sowie die „Party Sisters“ am 9. November haben dem Seidenweberhaus ebenfalls abgesagt — die Veranstalterfirma mit Sitz in Thüringen hat Insolvenz angemeldet. Ticketkäufer sollten schleunigst ihr Geld bei der Firma einfordern, damit sie nicht auf ihren Kosten sitzenbleiben (siehe Infokasten).

„Wir wissen auch nicht immer genau, weshalb die Veranstaltungen nicht stattfinden“, sagt Paul Keusch, Geschäftsführer der Stadt-Tochter Seidenweberhaus GmbH. Für sein Unternehmen seien die Verluste überschaubar: „Bei kurzfristigen Absagen beinhaltet die Stornogebühr das vollständige Mietentgelt.

Auch bei Insolvenzen haben wir unser Geld am Ende immer noch bekommen.“ Der Veranstalter, der die Räume gemietet habe, müsse sich an die zuvor vereinbarten Storno-Regeln halten. „Ansonsten klagen wir, das haben wir schon in mehreren Fällen so gemacht.“

Wirtschaftlich sieht es schlecht aus: Auf rund 550 000 Euro beziffert Keusch den Verlust, den die GmbH mit den Räumlichkeiten des Seidenweberhauses 2010 erwirtschaftet hat. Wie lässt sich das ändern?

Die Drogenszene auf dem Theaterplatz sei sicherlich ein Problem, sagt Keusch. Er will sich in der Diskussion über die Ursachen der Flaute aber nicht in den Vordergrund drängen.

Aber den Vorschlag der CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung Mitte, wonach ein neuer Außenanstrich dem Gebäude helfen könne, sieht der Geschäftsführer skeptisch: „Ein Anstrich dieses Hauses aus den 1970er-Jahren kann die Abrissdiskussion vielleicht hinauszögern, aber nicht verhindern.“ Im Übrigen sei die Lage so schlecht nicht. „Das Seidenweberhaus ist im Grunde gut ausgelastet.“

Das größere Problem der städtischen Tochtergesellschaft liegt im König-Palast. Hier beträgt der jährliche Verlust etwa 2,3 Millionen Euro. „Davon gehen aber zwei Millionen Euro als Pacht an die Krefelder Bau-GmbH, der operative Verlust liegt also bei rund 300 000 Euro“, sagt Keusch und verweist auf die rund 45 Veranstaltungen pro Jahr — hauptsächlich Eishockeyspiele.

Doch in diesem Jahr stehen im König-Palast nur zwei Show-Events auf dem Programm — wenn die Pinguine nicht aufspielen, herrscht Stille im Bau. „In diesem Jahr neue große Events nach Krefeld zu bekommen, wird schwierig. Die Veranstalter planen meistens anderthalb Jahre im Voraus“, erläutert der Geschäftsführer die Situation. Noch spüre die Branche die Nachwehen der Finanzkrise.

Auch die Logen für betuchte Zuschauer kann Keusch nur spieleweise vermieten. Es fehlt an KEV-Fans, die sich einen solchen Luxusplatz dauerhaft leisten wollen. Und auch die durchschnittlichen Ausgaben der Köpa-Besucher sanken zuletzt auf unter fünf Euro. 2009 hatten sie noch bei rund sechs Euro gelegen.