Wirtschaft Trotz Krise: Es geht noch was auf dem Ausbildungsmarkt

Krefeld · 690 Bewerber sind in Krefeld noch unversorgt, aber es gibt auch mehr als 800 freie Lehrstellen.

Berufe in der Pflege sind auf dem Ausbildungsmarkt nicht sehr gefragt.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Betriebe kämpfen um ihre Existenz, Bewerbungsgespräche finden nicht statt, Ausbildungsmessen fallen aus: Die Folgen der Corona-Krise belasten den Ausbildungsmarkt erheblich. Nach einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) werden die Firmen in diesem Jahr deutlich weniger Lehrstellen anbieten als in den Vorjahren. Rückläufig ist allerdings auch die Zahl der Bewerber.

Was bundesweit gilt, zeigt sich ebenso in Krefeld. Bis Ende Juni waren bei der Arbeitsagentur 1598 Stellen gemeldet (15,3 Prozent weniger als ein Jahr zuvor). Dem Angebot stehen 1629 Bewerber gegenüber (minus 10,4 Prozent). 690 junge Menschen sind noch unversorgt, mehr als 800 freie Plätze warten noch auf Bewerber.

„Da geht noch was“, sagt Edgar Lapp. Er kümmert sich bei der Arbeitsagentur Krefeld um den Übergang von der Schule ins Berufsleben. „Es gibt noch zahlreiche Möglichkeiten, einen Ausbildungsplatz zu ergattern“, meint Lapp. Der Markt sei in diesem Jahr fließend. Die Ausbildung müsse nicht unbedingt im September beginnen. Mit dem Einverständnis der Kammern sei die Eintragung von Lehrverträgen noch bis zum Ende des Jahres möglich.

Bundesregierung will mit Ausbildungsprämie helfen

„Die Unsicherheit bei den jungen Leuten ist groß“, berichtet Klaus Koralewski, Vize-Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein. „Vielen fällt es schwer, sich festzulegen. Manche denken auch, dass es wegen Corona während der Ausbildung Probleme gibt.“ Diese Sorgen teilt Koralewski nicht. Er ermuntert mögliche Bewerber, direkt auf die Betriebe zuzugehen.

Um eine Delle auf dem Lehrstellenmarkt zu verhindern, hat die Bundesregierung das Programm „Ausbildungsplätze sichern“ auf den Weg gebracht. Das sieht Maßnahmen von insgesamt 500 Millionen Euro für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in den Jahren 2020 und 2021 vor. Vorgesehen ist eine Förderung von Betrieben mit bis zu 249 Beschäftigten, die eine Lehre in anerkannten Ausbildungsberufen durchführen.

Firmen, die ihr Angebot an Lehrstellen 2020 im Vergleich zu den drei Vorjahren nicht verringern, erhalten für jeden neu geschlossenen Ausbildungsvertrag eine einmalige Prämie von 2000 Euro. Sie wird nach dem Ende der Probezeit ausgezahlt. Unternehmen, die ihr Angebot an Lehrstellen sogar erhöhen, erhalten für jeden zusätzlichen Ausbildungsvertrag 3000 Euro. Zuständig für die Umsetzung ist die Arbeitsagentur. Ob die Prämien stark nachgefragt werden, lässt sich laut Edgar Lapp noch nicht einschätzen.

Kfz-Mechatroniker gefragt, Bäcker und Fleischer eher nicht

Dass die Unternehmen mit Blick auf die Ausbildungsprämie noch abwarten, bestätigt Daniela Perner. Sie ist Geschäftsführerin des Bereichs Berufliche Bildung und Fachkräftesicherung bei der IHK Mittlerer Niederrhein. Da die Förderrichtlinie noch ausstehe, seien viele Details offen.

Schlechte Schulnoten sind laut Edgar Lapp übrigens kein Grund, sich nicht für eine Ausbildung im Traumberuf zu bewerben. „Die Noten sind nicht mehr so entscheidend“, sagt der Experte von der Arbeitsagentur. „Zeigt der Bewerber Interesse und Motivation für die Ausbildung, lassen sich schulische Defizite ausgleichen.“

Und wie sieht die Hitliste der Berufe aus? Technische und kaufmännische Lehrstellen wie Mechatroniker, Industriemechaniker, Fachinformatiker und Kaufleute im Büromanagement sind seit Jahren sehr gefragt. Tischler möchte ebenfalls viele werden.

Kaum nachgefragt werden dagegen Berufe in der Hotel- und Gaststättenbranche, im Pflegebereich und im Nahrungsmittelhandwerk (Bäcker, Fleischer).