Langzeitarbeitslosigkeit Trotz Jobs bleibt Hartz IV oft nötig

Ein Report der Wohlfahrtspflege zeigt, dass sich Langzeitarbeitslose oft verschulden müssen.

Krefeld. Mehr als jeder vierte erwerbsfähige Hartz-IV-Empfänger in der Stadt Krefeld arbeitet und bleibt trotzdem auf Unterstützung angewiesen. Das geht aus dem Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW hervor, zu der auch der Caritasverband für das Bistum Aachen gehört. Während die Arbeitsagentur in NRW bei der Veröffentlichung der Novemberzahlen den Tiefstand bei der Arbeitslosigkeit in NRW hervorhebt, wollen die Wohlfahrtsverbände NRW die Situation für Langzeitarbeitslose analysieren.

In Krefeld sei demnach mehr als jeder vierte Hartz-IV-Empfänger (26,5 Prozent) im erwerbsfähigen Alter trotz Job arm. Damit liegt die Stadt leicht über dem Landesdurchschnitt: 26 Prozent der Erwerbstätigen in NRW beziehen als sogenannte Aufstocker gleichzeitig Hartz-IV-Leistungen. Rund 14,6 Prozent der erwerbstätigen Aufstocker im Stadtgebiet sind sogar in Vollzeit beschäftigt. Der Landesdurchschnitt liegt bei 14 Prozent.

„Der Arbeitslosenreport NRW zeigt auf, dass sich an der Armutslage der NRW-Bevölkerung wenig geändert hat. Mehr als 16 Prozent der Bevölkerung in NRW waren 2014 nach wie vor armutsgefährdet, wobei das größte Armutsrisiko die Erwerbslosen tragen“, sagt Roman Schlag, Fachreferent für Arbeitsmarktpolitik beim Caritasverband für das Bistum Aachen, „von ihnen zählen sogar 57 Prozent zu den Armutsgefährdeten.“

„Sobald eine größere Anschaffung ansteht, weil ein teueres Haushaltsgerät kaputt geht (. . .), müssen sie sich beim Jobcenter verschulden.“

Nach EU-Definition gelten Menschen dann als armutsgefährdet, wenn sie mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung des Landes auskommen müssen. Ein Einpersonenhaushalt zählt dazu, wenn ihm weniger als 895 Euro pro Monat zur Verfügung stehen. Statistisch werden die Armutsgefährdungsquoten in sogenannten Raumordnungsregionen dargestellt. Die Stadt Krefeld gehört dabei zur Raumordnungsregion Düsseldorf, in der die prozentuale Armutsgefährdungsquote 2014 bei 15,7 Prozent (NRW 16,2 Prozent) lag.

Die Zahl der Hartz-IV-Empfänger, die dringende Ausgaben nicht aus dem Regelsatz bestreiten können und die deshalb ein Darlehen vom Jobcenter benötigen, stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich an, so der Arbeitslosenreport NRW. Wurden im Jahresdurchschnitt 2012 noch monatlich rund 5400 Darlehen von den Jobcentern gewährt, liegt die Zahl in 2014 bereits bei mehr als 6200.

Aufs Jahr gesehen sind das mehr als 74 000 Darlehen. Auch für die Stadt Krefeld weist der dem Arbeitslosenreport NRW beigefügte Datenreport aus, dass 2014 im Durchschnitt 128 Darlehen vom Jobcenter gewährt wurden. Jobcenter können in monatlichen Raten rückzahlbare Darlehen dann gewähren, wenn die Anschaffung unbedingt notwendig ist oder eine Notsituation besteht und sie nicht aus dem monatlichen Regelsatz finanziert werden kann. Oft handelt es sich dabei um Ausgaben für Kühlschränke, Waschmaschinen, Stromnachzahlungen oder Mietkautionen.

Dem Grunde nach wären die Hartz-IV-Empfänger angehalten, für solche Fälle einen bestimmten Beitrag des Regelsatzes anzusparen. „Wie das gehen soll, bleibt mir ein Rätsel.

Denn Hartz-IV-Empfänger benötigen jeden Cent zur Sicherung des Lebensunterhalts“, sagt Roman Schlag, „sobald dann eine größere Anschaffung ansteht, weil ein teureres Haushaltsgerät kaputt geht oder eine Nachzahlung bei den Energiekosten fällig wird, müssen sie sich beim Jobcenter verschulden.“ Die Bundesregierung sei gut beraten, so Schlag weiter, den Regelsatz bedarfsdeckend zu ermitteln.

Alle Verbrauchspositionen im Regelsatz, wie etwa Verkehrsausgaben oder Stromkosten, müssten realistisch berechnet sein und wie die Mietkosten pauschal gewährt werden. Außerdem seien bei kostenintensiven Anschaffungen einmalige Beihilfen zu gewähren, damit sie nicht aus dem viel zu knappen Regelsatz heraus finanziert werden müssten. Der Arbeitslosenreport NRW ist ein Kooperationsprojekt der Freien Wohlfahrtspflege NRW mit dem Institut für Bildungs- und Sozialpolitik (IBUS) der Hochschule Koblenz. Red.