Erkrankung Tuberkulose: Zwei Obdachlose tot
Acht weitere Menschen mit Tbc infiziert. Helios wehrt sich gegen Vorwurf, die Behandlung verweigert zu haben.
Krefeld. Die Tuberkulose-Gefahr in Krefeld scheint wesentlich höher zu sein, als angenommen. Nach Recherchen der WZ sind im vergangenen Jahr mindestens zwei obdachlose Männer an den Folgen einer Tuberkulose-Erkrankung im Helios-Klinikum verstorben.
Das Gesundheitsamt der Stadt Krefeld bestätigte die Todesfälle auf Nachfrage unserer Zeitung gestern ebenso wie die Helios Klinik. „Eine dieser Personen ist mit hoher Wahrscheinlichkeit an den Folgen einer Tbc-Erkrankung verstorben“, erklärt Stadtpressesprecher Timo Bauermeister. Helios-Sprecherin Marina Dorsch sagt: „Bestätigen können wir, dass ein Patient fünf Tage nach seiner Aufnahme an einer seltenen Komplikation der Tuberkulose bei uns auf der Intensivstation verstorben ist.“
Bei dem zweiten gestorbenen Obdachlosen spricht das Krankenhaus, das ein eigenes Lungenzentrum besitzt und nach eigenen Angaben insgesamt 35 Tbc-Patienten im Jahr 2015 behandelte, von einem Tuberkulose-Patienten, der nach fünfwöchiger stationärer Behandlung verstarb — jedoch nicht an den direkten Folgen der Tuberkulose. Die Stadt teilte mit, dass ihr zur Todesursache dieses Patienten noch keine abschließenden Informationen vorliegen würden.
Beide Männer sollen nach übereinstimmenden Informationen der Stadt und eines Mitarbeiters einer trägergestützten Obdachlosenunterkunft regelmäßig in der Notschlafstelle der Diakonie an der Lutherstraße genächtigt haben. Mit der Folge, dass sich weitere Bewohner der Notschlafstelle ebenfalls mit Tbc ansteckten. Mitarbeiter der Obdachlosenunterkunft sollen nicht infiziert worden seien.
Wie viele es genau waren, teilte die Stadt nicht mit. Nach Informationen der WZ sollen es bis zu acht weitere Menschen gewesen sein. Auch das Helios spricht von insgesamt zehn Tbc-Patienten ohne festen Wohnsitz, die im Lungenzentrum im Jahr 2015 behandelt wurden — unter ihnen sind aber auch die beiden gestorbenen Männer bereits aufgezählt.
Die Klinik wehrt sich gegen den Vorwurf, die Behandlung dieser beiden nicht krankenversicherten Männer zunächst verweigert zu haben.
Einer der beiden Patienten soll bei einem ersten Aufsuchen der Notaufnahme nicht in der Lage gewesen sein, sich zu verständigen. „Der Patient, anscheinend alkoholisiert, konnte sich nicht artikulieren, so dass es trotz mehrmaliger Versuche einer Verständigung nicht möglich war, seine Muttersprache, die Nationalität oder mögliche Beschwerden abzuklären. Zudem hatte der Mann keine Dokumente, Befunde oder einen Ausweis bei sich. Er hat das Notfallzentrum dann auf eigne Veranlassung verlassen, noch bevor er medizinisch untersucht werden konnte. Er wurde nicht abgewiesen“ erklärt Dorsch.
Erst als der Patient dann mit einem Mitarbeiter der Obdachlosenhilfe erneut in der Notaufnahme erschien, konnte der Mann stationär aufgenommen werden. Keine Rolle soll dabei die Tatsache gespielt haben, dass der Mann nicht krankenversichert war. „Für die akute Notfallversorgung ist der Versicherungsschutz eines Patienten irrelevant“, versichert Dorsch.
Die Helios-Sprecherin räumt aber ein, dass der personelle Aufwand nicht unerheblich sei, wenn man sich um einen rückwirkenden Versicherungsschutz oder die Übernahme von Behandlungskosten durch Sozialleistungsträger vonseiten des Klinikums bemühen würde. Trotz der Einstellung einer weiteren Sozialarbeiterin würden dahingehend noch viele Bestrebungen ins „Leere laufen“. „Die offenen Behandlungskosten sind in der Summe nicht unerheblich“, so Dorsch.
„Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus überwacht und begleitet der Fachbereich Gesundheit die erkrankte Person bis zum Abschluss der Behandlung durch den niedergelassenen Arzt“, erklärt Stadtsprecher Timo Bauermeister. Warum es trotz der Fürsorge des Gesundheitsamtes zu so einer Vielzahl an Infektionen kommen konnte, bleibt unklar.