Tulpensonntagszug: Uerdingen liegt auf der Sonnenseite

Rund 50 000 Narren genießen den Tulpensonntagszug. Nur Eisbären und Wölfe kriegen im Pelz die Hitze.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Die Uerdinger Jecken leben auf der Sonnenseite. Wieder einmal strahlt zum Tulpensonntagszug der blaue Himmel und lässt Pailletten und zarte Schmetterlingsflügel an den Kostümen der rund 50 000 Besucher leuchten.

Fast alle sind kostümiert und stehen auf den sonnigen Straßenseiten. Sie jubeln, fangen Kamelle und verwandeln ganz Uerdingen in eine Fußgängerzone. Da macht es nichts, dass der Zug Verspätung hat — gleich zu Anfang war an einer Pferdekutsche die Deichsel gebrochen. Getreu dem wohl längsten Motto am Niederrhein „Wat jeck em Kopp und em Hätze Sonnesching fiere mer met üch de Fastelovend en Oeding am Ring“ lassen es die Uerdinger krachen — samt Prinzenpaar Hajo I. und der gebürtigen Kölnerin Gaby II.

Uerdingen: Frühlingshafter Tulpensonntagszug
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Uerdingen: Frühlingshafter Tulpensonntagszug

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Rund 30 Wagen bilden den närrischen Lindwurm. Es wird nicht an Kritik gespart. „Unsere Politiker sollen ins Dschungelcamp“ ist einer der Wünsche. Auf einem anderen Mottowagen hält Oberbürgermeister Gregor Kathstede den Zauberstab über die Ostwall-Haltestelle, um sie zu verwandeln. Die Oedingsche Blagen wollen ein KFC-Stadion bauen.

Es ist der 151. Tulpensonntagszug in der Rheinstadt. Rund 1000 Teilnehmer haben sich mit der Ausstattung viel Mühe gemacht. Voran geht eine Jubeltruppe: Das Marine-Tambourcorps Holderberg ist zum 60. Mal dabei, und die Truppe Rock‘n’Roll Number one zieht zum elften Mal mit.

„Die Minister haben sich in diesem Jahr besonders ins Zeug gelegt“, berichtet Manfred Weyers, Präsident des Karnevals-Zugvereins. „Sie haben ein tolles Piratenschiff gebaut.“ Und wirklich. Die Herren auf der hölzernen „Imperial II“ werden bejubelt. Weyers freut sich auch, dass sich viele Freundeskreise zu bunten Truppen zusammengeschlossen und in den Zug eingebracht haben.

Hübsch wie immer sind die Ex-Prinzessinnen kostümiert. Sie leuchten als blaue Meerjungfrauen schon von Weitem und haben die Kommunalpolitik im Visier: Es heißt „Rheinblick in Sicht.“

An der Kurfürstenstraße steht Karl-Heinz Evers mit seiner Frau in der Sonne. „Wir sind aus Moers und gehören dort der Karnevalsgesellschaft Fidelio an. Wir wollen unserem Freund hier auf einem Mottowagen zuwinken.“ Die Schals ihrer Gesellschaft haben sie umgelegt.

Während Manfred Weyers den Zug vom Rathaus aus kommentiert, hat Dirk Wefers an der Ecke Traarer-/Kleiststraße die gleiche Aufgabe. Sie halten die Narren während der langen Wartezeit mit Musik und Kommentaren in Schunkellaune. Nur die Jecken in plüschigen Ganzkörperkostümen haben ein Problem. Für Eisbären und Wölfe ist es definitiv viel zu warm.