Unternehmerschaft Niederrhein: Hans-Günter Fix sagt nach 30 Jahren Adieu
Im Interview mit der WZ lässt der Hauptgeschäftsführer seine Dienstjahre Revue passieren.
Krefeld. Seit über 30 Jahren bekleidet Hans-Günter Fix eine führende Position in der Unternehmerschaft Niederrhein, seit 1995 als deren Hauptgeschäftsführer. Jetzt tritt er in den Ruhestand und übergibt den Stab an seinen langjährigen Mitarbeiter und Geschäftsführer Hartmut Schmitz.
Fix trug wesentlich zum Ausbau des Arbeitgeberverbandes zu einem Kompetenzzentrum für Fragen des Arbeits-, Sozial- und Tarifrechts sowie der Arbeitswirtschaft bei. Zusammen mit seinem Nachfolger baute er unter anderem die Zusammenarbeit zwischen der Wirtschaft und weiterführenden Schulen aus. Die WZ sprach mit Hans-Günter Fix über seine langjährige Verbandstätigkeit.
Fix: Ja. Ich habe mich direkt nach dem Studium für die sozialpolitische Arbeit entschieden. Firmen in Krisen oder bei Sozialplänen in schwierigen Situationen zu beraten, ist eine große Herausforderung. Dabei hatte ich das Glück, in Krefeld mit der Unternehmerschaft Niederrhein für einen der größten deutschen Regionalarbeitgeberverbände arbeiten zu dürfen. Das sind immerhin 900 freiwillig bei uns organisierte Unternehmen zwischen Kleve und Dormagen mit insgesamt 90000 Beschäftigten.
Fix: Rund 80 Prozent dieser mittelständischen Firmen haben weniger als 100 Mitarbeiter und damit auch keinen Führungsstab für das Personalwesen. Die Unternehmerschaft übernimmt als Dienstleister oft die Funktion einer Art Außenstelle der Personalabteilung. Täglich bis zu 80 telefonische Beratungen sind für unsere Mitarbeiter keine Seltenheit. Das Themenspektrum ist groß: Es umfasst die Schwerpunkte Personal, Arbeits-, Sozial- und Tarifrecht sowie Arbeitswirtschaft. Bei den Großunternehmen sind deren Juristen häufig eine Art Sparringspartner. Thematisch hat sich an der Beratung über die Jahre kaum etwas geändert, aber sie ist intensiver geworden. Wir sind Interessenvertretung, Solidargemeinschaft, Wissensfundus und auch Netzwerk in einem.
Fix: In den 70er und 80er Jahren hatten wir - vergleichbar zu heute - schon einmal eine Image-Krise der Führungskräfte der Wirtschaft zu überstehen. Als Folge der 68er-Unruhen entstand das Bild des Unternehmers als Schwarzer Mann mit Hut und Zigarre. Außerordentlichen Beratungsbedarf gab es über die Jahre stets, wenn Tarifverhandlungen anstanden und Entlohnung und Arbeitszeitsysteme rechtlich abzusichern waren.
So mussten die Unternehmen nach dem Metallabschluss Mitte der 90er Jahre eine schwere Zeit überstehen. Auch 2002/03 war ein konjunktureller Knick zu verzeichnen. Wirtschaftliche Krisen sind in den verschiedenen Branchen oft auch zyklischer Art, wie zum Beispiel die jetzigen Probleme des Maschinenbaus und der Stahlindustrie, die eine längere Zeit zuvor aber auch gute Gewinne erzielt haben. In solchen Zeiten betreiben wir eine besonders intensive Imagepflege und Öffentlichkeitsarbeit und helfen mit, wirtschaftliche Vorgänge zu erklären und zu verstehen. Da gibt der Staat hunderte Milliarden Euro für Konjunkturprogramme aus und keiner weiß wofür und warum.
Fix: Wir raten vor allem, das Stamm- und Fachpersonal zu halten, das bei der demografischen Entwicklung immer seltener wird. Sobald es wieder aufwärts geht, werden Fachkräfte wieder gebraucht. Kurzarbeit ist allemal besser als Entlassungen. Außerdem sollte die Ausbildung zur Sicherung des Nachwuchses nicht vernachlässigt werden. Hier ist die Quote erfreulich höher als noch vor einigen Jahren.
Wie ist Ihr Verständnis als Dienstleister für die Wirtschaft?
Fix: Wir haben 1999 nicht nur ein neues Logo kreiert, sondern den ganzen Verband auf die Dienstleistungsschiene gesetzt. Zuvor waren wir vor allem darauf fokussiert, die Unternehmen bei der Tarifvertragsgestaltung zu unterstützen. Heute organisieren wir eine Vielzahl an Veranstaltungen: solche, die der Bindung und dem Interessenaustausch zwischen Firmen und Verband dienen, solche, die das wirtschaftliche Verständnis fördern und auch Seminare von der Rhetorik bis zum stets ausgebuchten Kurs ,Telefondienst als Visitenkarte des Unternehmens’.
Dabei liegen Ihnen auch die Schulen am Herzen?
Fix: Richtig. Innerhalb des Projekts Schule/Wirtschaft haben wir in vier Arbeitskreisen viele erfolgreiche Kooperationen mit weiterführenden Schulen auf den Weg gebracht. Einmal pro Jahr haben wir bis zu 450 Lehrer zu Gast, denen wir Vorträge zu Themen aus Wirtschaft und Pädagogik anbieten. Man kann das Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge nicht früh genug schulen. Deshalb holen wir Kinder mit dem ,Haus der kleinen Forscher’ schon im Kindergarten ab und fördern das Projekt ,Jugend forscht’.
Worauf sind Sie besonders stolz?
Fix: Auf die heutige Stellung der Unternehmerschaft in der Öffentlichkeit mit einem - wie ich glaube - guten Image.
Wie haben Sie sich auf Ihren Ruhestand vorbereitet?
Fix: Zwei Monate des Jahres sind bereits ausgebucht, in denen ich als Schöffe am Jugendgericht mitwirke. Dazu finde ich jetzt endlich Zeit. Geplant sind außerdem Reisen in wärmere Gefilde, unter anderem nach Frankreich. Deshalb drücke ich seit letzter Woche die Schulbank bei der VHS und frische meine Französischkenntnisse auf. Des Weiteren freue ich mich aufs Fahrrad fahren und aufs Tennis spielen.