Gericht Angeklagter erscheint nicht

Krefeld · Prozess um verschollene Kunst sollte starten.

Uwe Esser will seine Bilder zurück.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Wirklich überraschend war es für die Juristen am Krefelder Amtsgericht nicht, dass ein chinesischer Geschäftsmann, der den Künstler Uwe Esser um vier Werke geprellt haben soll, nicht zu der Strafverhandlung gegen ihn erschien. Eigentlich sollte am Freitagmittag gegen den 57-Jährigen, der in Deutschland im schleswig-holsteinischen Tangstedt gemeldet ist, wegen Unterschlagung verhandelt werden. Als er nicht kam, verhängte die Richterin einen Haftbefehl gegen ihn. Das dürfte nicht der einzige gegen den Flüchtigen sein.

Denn die Anklage liest sich wie ein internationaler Kunstskandal, dessen mutmaßliches Opfer auch der Krefelder Künstler Uwe Esser geworden ist. Der Angeklagte soll mit ihm als Geschäftsführer der in Ahlen ansässigen Galerie Bell Art GmbH einen Kommissionsvertrag abgeschlossen haben, wonach die Galerie vier Kunstwerke des Künstlers im Gesamtwert von rund 12 300 Euro im Zeitraum von September bis November 2015 auf der Kunstmesse Canton International Art and Collection Fair in China habe ausstellen und zum Kauf anbieten sollen. Danach hätten die Bilder wieder nach Deutschland zurückkehren sollen. Das taten sie aber wohl nicht.

Sie sollen stattdessen noch auf einer weiteren Kunstmesse, der Art Beijing, Ende April 2017 ausgestellt worden sein. Genauso wie weitere Exponate auf weiteren Messen, laut Berichten könnten es bis zu 340 Bilder sein, unter anderem von Malern wie Markus Lüpertz und Anselm Kiefer (die WZ berichtete). Sie sollen zum Großteil einer deutschen Sammlerin mit taiwanesischen Wurzeln gehören und einen Wert von rund 300 Millionen Euro haben.

Nachdem die Bilder nicht zurückkamen, erstattete Uwe Esser schließlich Anzeige. Esser spricht von einem Gesamtschaden in Höhe von rund 20000 Euro, der ihm mittlerweile entstanden ist. Auch die Sammlerin erstattete Anzeige, sogar in Peking, allerdings hätten sich die Behörden dort nicht ernsthaft gekümmert, beklagte sie im November auf einer Pressekonferenz.

Das Unternehmen Bell Art geriet bereits 2016 negativ in die Schlagzeilen, als es im CAFA-Museum in Peking die erste Anselm-Kiefer-Ausstellung in Peking organisierte – allerdings ohne die Zustimmung des Künstlers, der darüber nämlich alles andere als erfreut war. Auch diese Kunstwerke sind bis heute verschollen – offenbar genauso wie der mutmaßliche Verursacher des ganzen Verfahrens.