Ernährung So vegan tickt Krefeld

Krefeld · Fleischlose Küche ist in Krefeld so gefragt wie in kaum einer anderen Stadt in ganz Deutschland. Nach vegetarischen und veganen Angeboten muss man in der Stadt trotz der großen Szene dennoch suchen.

Morteza Pazehki bietet in seinem Restaurant viel Gemüse an, aber auch vegane Pizza.

Foto: NN

Heute mal lecker essen gehen, aber wo? Und vor allem, was? Gut bürgerlich vielleicht? Italienisch? Asiatisch? Wer in Krefeld in ein Restaurant gehen möchte und nach der passenden Adresse sucht, interessiert sich besonders häufig für vegetarische Küche. Laut der Internetversion des Telefonbuchs steht Krefeld auf einer Rangliste der deutschen Städte, in denen am häufigsten nach vegetarischen Restaurants gesucht wird, an fünfter Stelle. Wie viele Suchanfragen es über die Internetseite und die App in den vergangenen zwölf Monaten genau gab, dazu konnte eine Sprecherin der verantwortliche Agentur am Donnerstag keine Angaben machen. Fest steht aber: Nur in Berlin, Hamburg, München und Garmisch-Partenkirchen gab es mehr.

Für Morteza Pazehki, Inhaber des veganen Restaurants Liebevoll, ist das große Interesse an fleischloser Kost in Krefeld keine Überraschung. „Es gibt hier einfach relativ viele Angebote“, sagt er. Das locke auch viele Gäste aus umliegenden Städten wie Moers, Duisburg oder Mönchengladbach an. Und die wissen vielleicht nicht genau, wo sie hin müssen und schauen deshalb im Online-Telefonbuch nach.

Bewusstsein für Gesundheit und Tierwohl steigt

Aber auch bei Krefeldern sei das vegetarische und vegane Angebot in der Stadt beliebt, weiß Pazehki. „2015 hat es einen regelrechten Boom gegeben“, erinnert sich der 51-Jährige. „Da war es plötzlich mega angesagt, auf Fleisch zu verzichten.“ Dieser Boom sei mittlerweile zwar vorbei, ein stetig wachsendes Bewusstsein für Gesundheit und auch für das Wohl von Tieren beobachtet der Gastronom dennoch. „Und man muss ja auch nicht gleich zum Vegetarier oder Veganer werden“, findet Pazehki. „Viele verzichten auch einfach ab und an mal auf Fleisch.“ Wobei – das Wort „Verzicht“ ist Morteza Pazehki eigentlich gar nicht so recht. Denn an etwas fehlen wird es in seinem Restaurant niemandem, ist er überzeugt. Vegane Pizza, Pasta und Salate bietet er an, auch Orientalisches. „Viel Gemüse, das ist doch immer lecker.“

Und liegt nicht so schwer im Magen. Für viele, die in der Innenstadt arbeiten, auch ein Grund, mittags fleischlos zu essen, weiß Sandra Dusza. Vor drei Jahren hat sie ihre Kunstküche auf dem Stadtmarkt eröffnet, besonders zur Mittagspausenzeit hat die 27-Jährige gut zu tun. Und es sind längst nicht nur Veganer, die sich in der Kunstküche ihr Mittagessen holen oder es gleich dort auf dem Markt essen. „Immer wieder erzählen mir Kunden, die normalerweise Fleisch essen, dass sie keine Lust mehr haben auf eine fettige Currywurst mittags, die träge macht.“

Große vegane Szene in der Stadt

Sandra Dusza hat die Telefonbuch-Rangliste bei Facebook gesehen und war im Gegensatz zu Morteza Pazehki schon ein wenig überrascht. Eine Erklärung, wieso so viele Menschen in Krefeld nach vegetarischen Restaurant suchen, hat sie dennoch – oder zumindest eine Theorie: „Hier gibt es eine recht große vegane Szene“, weiß die 27-Jährige. „Eine Facebook-Gruppe für Veganer in Krefeld hat allein knapp 800 Mitglieder. Das ist schon eine Menge.“

Nach vegetarischen und veganen Angeboten müsse man in der Stadt trotz der großen Szene aber dennoch suchen, findet Imka Schulz, die im Café Liesgen arbeitet. Vielleicht steht Krefeld deshalb in der Telefonbuch-Rangliste weit oben, vermutet sie. Ein Umdenken vieler Menschen und eine wachsende Offenheit vegetarischer und veganer Küche gegenüber beobachtet sie aber auch in dem kleinen Café, in dem unter anderem selbst gemachte vegane Kuchen und Eiscreme angeboten werden.

Das bestätigt auch Morteza Pazehki. Vor allem Männer seien anfangs zwar oft noch skeptisch, sagt er und lacht. „Wenn sie sich dann aber einmal in ein veganes Restaurant hinein getraut haben, merken sie schnell, dass das hier keine Sekte ist. Und dass es auch ohne Fleisch auf dem Teller richtig lecker sein kann.“