Veruntreute Anwältin Geld eines Klienten?

Der Betrag soll auf dem Privatkonto der 41-Jährigen gelandet sein.

Krefeld. In mehreren Fällen wird einer früheren Krefelder Rechtsanwältin vor dem Amtsgericht Untreue vorgeworfen. Die 41-Jährige soll in zwei Fällen trotz nicht erbrachter Leistungen Honorare kassiert haben. Außerdem soll sie den Scheck eines anderen Mandanten nicht auf ein anwaltliches Fremdgeldkonto, sondern auf ein privates Konto eingelöst haben.

In dem letztgenannten Fall ging es um den Scheck einer Versicherung, den der Zeuge C. seiner damaligen Anwältin überlassen hatte. Mit der Zahlung der Versicherung, die einen Hagelschaden mit 2941,49 Euro bezifferte, war C. nicht einverstanden. Er wollte einen höheren Regulierungsbetrag erstreiten. "Sie hat gesagt, sie wird den Scheck zurückschicken. Es ist aber nichts passiert", sagte C. aus.

Auch seien bei der Versicherung keine weiteren Unterlagen angekommen, die auf eine Tätigkeit der Anwältin in diesem Fall schließen lassen würden. Die Ex-Anwältin räumte ein, dass es kein Fremdgeldkonto gegeben habe.

In einem anderen Fall soll die Angeklagte einer Frau Rechnungen für anwaltliche Dienstleistungen geschrieben haben, die nicht erbracht wurden. Gabriele S. zahlte die Rechnungen, wunderte sich jedoch über die Kommunikation mit ihrer Anwältin, die oft nur über Handy-Kurzmitteilungen (SMS) ablief.

Viele Fälle bearbeitete die Angeklagte für den Zeugen Lucian N., mit dem sie ein freundschaftliches Verhältnis pflegte. So sollte die Ex-Anwältin Patente für den Zeugen beantragen und Ersatzansprüche gegen eine Internet-Domain-Firma anstreben. "Ich bekam Unterlagen nur durch Nachfragen und wurde immer wieder hingehalten", gab Lucian N. zu Protokoll.

Über 7000 Euro habe der Zeuge für die Anmeldungen an die ehemalige Anwältin gezahlt. Die von ihr in Kopie ausgehändigten Bestätigungen des Deutschen Patentamtes über die Beantragung der Patente seinen Fälschungen. "Ich habe beim Patentamt angerufen, denen ist nichts davon bekannt", sagte der Zeuge.

In ausgedruckter Form liegen dem Gericht Kurzmitteilungen vor, mit der Lucian N. beweisen will, dass die ehemalige Juristin ihn bewusst getäuscht habe. So auch im Fall der Ersatzansprüche. Um 90.000 Euro ging es. 10.000 Euro seinen schon gepfändet worden, soll die Angeklagte ihm versichert haben.

"Die existierten nur auf dem Papier", ärgerte sich Lucian N. "Das weiß ich nicht mehr", antwortete die Angeklagte auf die Fragen des Staatsanwaltes. Das Verfahren wird am Mittwoch fortgesetzt.