Studie: Schwänzern auf der Spur

Jugendliche, die ganze Tage oder stundenweise nicht in die Schule gehen, sind ein gesellschaftliches Problem. Vier Hauptschulen wurden untersucht.

Krefeld. Ab der Klasse neun geht es meist los. Dann werden auffällig steigende Zahlen von so genanntem Schulabsentismus registriert. Es sind oft die Mädchen und Jungen abwesend, die gezwungenermaßen die Schule wechseln, die Klasse wiederholen müssen oder schlechte Noten haben. Das passiert in allen Schulformen, in den Hauptschulen ist das Problem größer. Dort gibt es pro Klasse ein bis zwei betroffene Kinder.

In Krefeld werden insgesamt zehn Prozent gravierende Fälle registriert. Damit ist das Problem hier nicht größer oder kleiner als anderswo auch. Jugendliche, die ganze Tage oder stundenweise nicht in die Schule gehen, sind ein gesamtgesellschaftliches Problem.

Schulamt und der Fachbereich Kinder und Beschäftigungsförderung in Krefeld sagen dem Schulabsentismus gemeinsam den Kampf an. In einer Studie haben Mitarbeiter der Universität Köln an vier Krefelder Hauptschulen, die sich freiwillig an der Untersuchung und den Kosten dafür beteiligten, die Gründe zu ermitteln versucht, warum die Kinder nicht oder nicht immer zur Schule gehen. Wie die WZ bereits berichtete, beginnen jetzt Mitarbeiter der Universität Oldenburg mit der Problembekämpfung.

Studenten haben seit April bis zu den Sommerferien Gespräche mit genau 245 Kindern, 160 Eltern und zwölf Klassenlehrern geführt. Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen wurden beim Schulabsentismus nicht festgestellt.

"Wir waren über den hohen Anteil der Kinder mit Schul- oder Versagensangst überrascht und solche, die zwar körperlich anwesend waren, sich aber nicht beteiligten", berichtet Michael Wagner, Professor an der Universität Köln und Inhaber des Soziologischen Lehrstuhls, über die erzielten Ergebnisse. Diese passive Schulverweigerung führe oftmals zum Absentismus und dürfe nicht unterschätzt werden.

"Wir haben dann erstmals überhaupt versucht, das Problem über die Klassennetzwerke, sprich: das Klima in der Klasse, zu untersuchen und herausgefunden, dass beliebte Schüler eher zu spät kamen und ihre Verspätung gern sportlich nahmen." Selbst Pisa habe lediglich das Schulklima untersucht.

Zur Abhilfe gibt es verschiedene Möglichkeiten. Dabei sind beispielsweise Tutorenprogramme, in denen ältere Schüler jüngere betreuen. Zuständige Behörden und Experten könnten darüber hinaus so genannte Fallkonferenzen einberufen.

Es können mit den Schülern auch Regeln in "Verträgen" fixiert werden. "Die Schulen sind rührig und haben bereits Konzepte", sagt Schulrat Detlev Stein. "Jetzt wird gesichtet und untersucht, ob sie optimiert werden können."